In vielen Gesprächen mit Interessenten der Artgemeinschaft wird gefragt, ob wir denn die einzigen Nordeuropäer in der Welt seien, die sich um eine wesensgemässe Daseinsgestaltung bemühen. Dem ist nicht so. Da die diesbezüglichen Bestrebungen in Deutschland weitgehend bekannt sind, sollen nachfolgend derartige Anstrengungen in Amerika, England und Island beschrieben werden.

In vielen Gesprächen mit Interessenten der Artgemeinschaft wird gefragt, ob wir denn die einzigen Nordeuropäer in der Welt seien, die sich um eine wesensgemässe Daseinsgestaltung bemühen. Dem ist nicht so. Da die diesbezüglichen Bestrebungen in Deutschland weitgehend bekannt sind, sollen nachfolgend derartige Anstrengungen in Amerika, England und Island beschrieben werden.

Erstaunlicherweise hat sich dort – unabhängig von uns, und damit die Richtigkeit des Grundgedankens beweisend – gerade bei den germanischen Menschen, eine auf die Ursprünge zurückgehende Religion entwickelt, die man in Übersee ,, Asatru “ oder ,,Odinismus“ nennt. „Asatru“ ist ein isländisches Wort. Es bedeutet „Asen treu“, wohingegen „Odinismus“ sich direkt auf Odin, den „Gott“ oder „das Prinzip des Lebens an sich“, bezieht.

Die entstandene neuheidnische-religiöse Bewegung ist noch sehr jung. Etwa 1950 nahm sie ihren Anfang. Der eigentliche Impuls und ein nennenswerter Mitgliederzuwachs erfolgten aber erst in den letzten 10 Jahren. Man beruft sich gerne auf die Vorläufer dieser Bewegung, zu denen H. St. Chamberlain und seine „Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ ebenso gehören wie Beziehungen zum „Deutschen Orden“ und ähnliche Vereinigungen in Deutschland. Besonders gerne nennt man die schwedische „Gotiska Förbundet“ welche 1811 gegründet wurde und berühmte Männer wie Per Henrik Ling und Erik Gustav Geijer als Gründungsmitglieder ausweist. Ling lebte von 1776 – 1839, war Schriftsteller und der Begründer des Turnens in Schwcden. Er fand ein Turnsystem ohne Geräte, mit dem Ziel der harmonischen Körperformung durch hygienische, pädagogische, militärische und ästhetische Gymnastik. Geijer war Dichter, Historiker, Forscher und Komponist, er lebte von 1783 – 1847. Er gründete die Zeitschrift ,,Iduna“ – bekannt wurden seine Gedichte „Manhem“, „Odalbonden“, „Vikingen“- und gründete die Sammlung „Svenska folkvisor“. Beide behandelten als romantische Dichter Stoffe aus den nordischen Göttersagen.

Die Leiter der Asatru in USA, wie die der Odinisten in Grossbritannien, haben sich klar vom „rechten F1ügel“ des politischen Spektrums distanziert. Jedoch halten sich Anhänger dieser Ideologie an der Peripherie von Asatru/Odinism auf und verursachen dort teilweise erhebliche Spannungen. Wie gegensätzlich die Meinungen hinsichtlich der politischen Betätigung der Mitglieder sind, zeigt ein Vorfall: Im Juli 1978 wurde in San Francisco durch die AFA, die Dachorganisation der Neuheidnischen Bewegung in USA, der dortigen „rechten Gruppe“ zugestanden, sich forthin „Odinisten“ zu nennen. Fast gleichzeitig fand der „Odinic Rite“, Dachverband der Odinisten in GB, es nötig, einigen Mitgliedern die „Bürgerrechte eines Odinisten“ zu entziehen wegen ihrer politisch äusserst rechts angesiedelten Standpunkte, die als gegen die odinistischen Prinzipien gerichtet angesehen wurden. Asatru/Odinism hat selbstverständlich auch einen politischen Aspekt, denn diese Weltanschauung versucht alle Bereiche des menschlichen Lebens zu umfassen.

Einen Schwerpunkt in diesen Organisationen nimmt das „Komitee für soziale Belange der Odinisten“ ein. Es beschäftigt sich mit Dingen wie Inflation, Ökologie, Energie, nuklearem Krieg, Erziehung, Gesundheit, Altersproblemen und der „umgekehrten Rassendiskriminierung“:

Die Weissen in Amerika und England empfinden sich ja hinsichtlich ihres Einflusses auf die Staatsangelegenheiten in einer Minderheitensituation. Sie unterliegen oft der Geschäftigkeit, Aggressivität und Gerissenheit der Einwanderer, und die Allgemeinheit nimmt das einfach so hin. Dieses Verhalten der Allgemeiniheit wird auch in Presse, Funk und Fernsehen als „normal“ dargestellt.

A/O wehrt sich gegen diese Form der Diskriminierung einer weissen Mehrheit.

A/O eint ein breites Spektrum an individuellen religiösen Auffassungen (ein Grundsatz, der den Auffassungen der Artgem. entgegensteht, d. Red.). Das reicht von Gruppierungen, die verschiedenen Formen des Okkultismus huldigen – insbesondere sind da einige „WICCA“-Covens, Hexenvereinigungen, zu nennen – über Gruppen, die mehr „wanisch-keltisch-weiblichen“ Auffassungen zugeneigt sind, bis hin zu nüchternen, auf naturwissenschaftlichem Boden stehenden Gruppen, deren Ansichten unseren artgläubigen Erkenntnissen äusserst ähnlich sind.

Historisch hat A/O im Gegensatz zu anderen heidnischen Gruppen niemals behauptet, eine ungebrochene Tradition zur vorchristlich-heidnischen Zeit zu haben. A/O erkennt primäre und sekundäre historische Qüllen als Traditionselemente an. Die wichtigsten primären Quellen sind die „Poetic Edda“ in der Übersetzung von Hollander 1962, die „Prose Edda“ of Snorri Sturluson (Übersetzer Young 1964), verschiedene isländische Sagas in Übersetzung von Palsson 1971, „König Harald’s Saga“ (übersetzt von Magnusson und Palsson 1964), und die „Germania“ von Tacitus, übersetzt von Mattingly 1948.

Die sekundären Quellen beziehen sich auf Arbeiten von Davidson 1964, Branston 1955 und wesentlich auf die französische Schule um Dumezil 1973, und mit Bezug auf die Saga-Literatur auf Ideen von Steblin-Kaminski 1973.

In Amerika ist der Dachverband der neu-germanischen religiösen Bewegung die AFA (Asatru Free Assembly). Ausserhalb Nordamerikas sind von Bedeutung die „Asatruarfelag“ oder „Asatruarmenn“ in Island und die „Odinic Rite“ im United Kingdom.

Alle drei Gruppen haben ein sehr ähnliches Konzept und sehr ähnliche weltanschauliche Ansichten. Nach aussenhin am erfolgreichsten waren bisher die Asatruarmenn auf Island. Sie erreichten offizielle Beachtung durch die Regierung und die Anerkennung als religiöse Gemeinschaft in Island im Mai 1973. Zwei Jahre später zählte sie ca. 1000 Mitglieder. Ihr Leiter war 1978 Eirikur Porarinsson. Derzeit ist ihr Allsherjargothi Sveinbjörn Beinteinsson. Diese isländische Organisation dient trotz ihrer geografischen Abgeschiedenheit als gewisse ideologische Quelle für andere ausländische germanisch-religiöse Gruppen.

In Island gibt es noch eine weitere Gruppe, die „Nyalssinna“, die aber stark okkultistisch gefärbte Aussagen und geringere Bedeutung hat.

„Odinic Rite“ wurde im April 1973 als „Komitee für die Restauration der Gebräuche Odins“ im UK gegründet. Mr. John Yeowell sass dem Komitee vor. Es hatte ebenfalls grossen Einfluss auf die Entwicklung von A/O, auch in Amerika. Im April 1980 wurde dieses Komitee aufgelöst und ersetzt durch den „Zentralen Rat des Odinic Rite“. Er beaufsichtigt die Ausbildung der sog. „Goden“, worunter man die Leiter der örtlichen Gruppen versteht und gibt damit gewisse Garantien für die etwas einheitlichere Entlwicklung neuer Gruppen im UK, die unter dieser Autorität arbeiten wollen.

Die amerikanische Gruppe wurde 1972 als „Viking Brotherhood“ in Wichita Falls/Texas von Stephen A. Mc Nallen gegründet. 1978 entwickelte sich daraus die AFA, der Dachverband aller amerikanischer Odinisten.

Mc Nallen, Dozent für politische Wissenschaften an der Midwestern University hielt die Organisntion mit eiserner Strenge zusammen und etablierte eine starke Asatru-Gruppe in Nord Californien. Im Sommer 1980 hielt die AFA ihr erstes „Vineland Althing“ ab, das von Teilnehmern aus ganz USA und Europa besucht wurde. Mitteilungsblatt der AFA ist die Zeitschrift „The Runestone“, in dem die Weiterentwicklung der Religion, der Werte und der kulturellen Äusserungen vierteljährlich veröffentlicht werden. Einzelne Gruppen geben eigene Zeitschriften heraus, so z.B.“Heritage Trails a Journal of the European American Folk“, die sich der Festigung des Bewusstseins gemeinsamer ethischer Werte, kultureller Sitten und Bräuche aller „Euro-Amerikaner“ widmet.

Quellen

Alle neuheidnischen religiösen Bewegungen müssen sich einer sorgfältigen Auswahl ihrer Quellen zuwenden, damit ihre religiöse Aussage sowohl in dcr Tradition des vorchristlich-heidnischen Geistes steht, als auch dem jetzt lebenden Mitglied in dieser Zeit erfahrbar ist und ein Verstehen dieser Religion vermittelt.

A/O beruft sich auf drei Arten von Qüllen, die historische Tradition, die Naturbeobachtung und die persönliche Erfahrung.

Die Bewertung dieser Quellen erfolgt auf verschiedenen Ebenen, z.B. der rationalen, verstandesmässigen Prüfung, der psychologischen, die sehr der Archetypen-Lehre C.G. Jungs folgt und der mystischen, die dem Bereich der persönlichen Erfahrung vorbehalten bleibt.

In den einzelnen Ländern gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Die Asatruarmenn in Island verarbeiten z.B. viel mehr überlieferte Bräuche und Praktiken bei der Formulierung ihrer Aussagen als die beiden anderen (AFA in USA und OR in UK). Dies scheint wohl auf die bessere Verfügbarkeit des altisländischen Materials in Island selbst zurückzuführen sein, Material, das noch weitgehend frei von christlichen Einflüssen ist, im Gegensatz zu anderen, z.B. als „keltisch“ bezeichneten Überlieferungen, in denen starke Elemente eines orientalischen Dämonen- und Hexenglaubens enthalten sind.

Naturverstehen und -beobachten hat einen ganz grossen Stellenwert bei den „neuen Heiden“ in Übersee. Die „Natur“ wird dabei nicht nur im üblichen Sinne verstanden, sondern ausgedehnt auch auf die soziale Umgebung des Menschen. Dies wohl, weil die genannten Gruppen den Menschen nicht in eine dualistische Philosophie, sondern in die Ganzheit des Geschehens auf dieser Welt eingebettet sehen.

Ökologie wird als ein allumfassendes Konzept betrachtet, das die menschliche Gesellschaft nicht ausschliesst. Daher wird die Beobachtung der Natur zur Bestimmung der Charakteristiken jeder Existenz für wertvoller gehalten als jegliche Offenbarung, die irgendein „Prophet“ empfangen haben will. Die Einhaltung dieses Prinzips kann man klar erkennen bei Diskussionen der A/O über Etik, Anthropologie u. ä. Themen. Der Bereich der persönlichen Erfahrung religiöser Inhalte stellt ein Gegengewicht zu den eher naturwissenschaftlichen, objektiven und ein wenig nüchternen Naturbeobachtungen dar. Es herrscht die Überzeugung vor, dass man eine auch sich selbst kritisch betrachtende Haltung einnehmen sollte um zu einer möglichst genauen eigenen Standortbestimmung zu gelangen. Daher wird nie die persönliche Erfahrung irgendeiner führenden Einzelpersönlichkeit als vorbildlich für die anderen Mitglieder ausgegeben. Die Situation erinnert ein wenig an einen pragmatischen Mystizismus, in dem nur gewisse Richtlinien angeboten werden, um den Mitgliedern Gelegenheit zu eigener persönlicher Erfahrung im Rahmen der Tradition zu geben.

Wie in den meisten Reiigionsgemeinschaften findet man auch hier unterschiedliche Grade des Verstehens der religiösen Inhalte. Die Leiter sind im allgemeinen sehr gut vertraut mit den einzelnen Punkten der Aussagen, die Mehrheit der Mitglieder ist das oft weniger. Dies ist zurückzuführen auf einen Mangel an vereinheitlichender Schulungs- und Erziehungsarbeit.

Organisation

In der neuheidnischen Bewegung in Übersee herrschen antihierarchische Tendenzen vor. Man hält viel von der Idee eines Netzwerks von miteinander befreundeten Gemeinschaften, die verbunden sind durch die gemeinsame Vision eines artgemässen Glaubens und einer artgemässen Lebensgestaltung. Die Erkenntnis, dass es besser ist, eine grosse Verschiedenheit neuheidnischer, religiöser Ausdruckformen zusammenzufassen, hat die AFA in eine recht beachtliche Entwicklung hinsichtlich des Mitgliederzuwachses versetzt.

Die organisatorische Gliederung sieht als Grundeinheit bei der AFA die „Gefährtschaft“ (kindred) vor, bei der OR die „geemoot“, die zwischen zwei und 30 Leuten zählt. Es sind weitgehend autonome Gebilde, die von einem Goden männlichen oder weiblichen Geschlechts geleitet werden. Die Stellung der Frauen ist im A/O noch etwas unterrepräsentiert, obwohl der starke Wille da ist, Frauen in Führungspositionen zu wählen. Es fehlt hier wohl noch am Interesse und an fähigen Frauen.

Die Goden, örtliche Leiter, werden als „Vordenker“ anerkannt. Theoretisch kann jedes Mitglied einer Gefährtschaft Gode werden. Hauptaufgabe des Goden ist es, alle Mitglieder seiner Gefährtschaft zu schöpferischen Arbeiten für die Gruppe anzuhalten. Wirksamkeit und Funktionieren einer Gruppe hängt letztlich vom Charakter des örtlichen Leiters ab. Es ist keineswegs etwa so, dass der Gode in Art eines christlichen Priesters den Mitgliedern irgendeinen ,,Kontakt zum Göttlichen“ vermitteln würde. Er ist vielmehr eine Art Lehrer, Ratgeber, Koordinator und Gestalter. Das gilt nicht nur für die Gruppenleiter, sondern auch für die höheren Funktionäre. So hat z.B. der Allsherjargodi der AFA, Mr. Stephen Mc Nallen, kein Recht, sich in Angelegenheiten einer Gefährtschaft einzuschalten. Dennoch halten die einzelnen Gruppen wegen ihrer Übereinstimrnung in den Basisprinzipien trotz fehlender zentraler Autorität zusammen. Dieser Zusammenhalt scheint mehr von der wechselseitigen Bindung der einzelnen Leiter und Mitglieder abzuhängen und gewiss auch von den Verdiensten um die Gemeinschaft, die sich einzelne Personen machen, und ausserdem von der allmählich stärker werdenden Verfolgung durch die vielen christlichcn Sekten und Kirchen in Amerika. Hier ist ein deutlicher Unterschied zu unseren deutschen Verhältnissen wahrnehmbar. Während sich die in Mitteleuropa verbliebenen Menschen auseinandersetzen mussten, lernten die nach Amerika ausgewanderten Menschen unserer Art sehr rasch, dass man sich hier zusammenschliessen musste, um mit den Problemen fertig zu werden.

Grundsätze

Die neuheidnische Religion in Übersee enthält ethische und theologische Grundsätze, Vorstellungen über die Natur des Menschen und seine Beziehungen zur Umwelt und eine Anzahl von symbolischen Akten, welche zu einer Art Feiergestaltung entwickelt werden. Diese Elemente sollen im Laufe der Zeit erweitert werden und im Bewusstsein der Mitglieder vertieft werden. Dadurch wird die religiöse Position der Bewegung in der vielschichtigen amerikanischen Gesellschaft deutlicher werden.

Im Mitteilungsblatt der AFA, dem „Runestone“ 34/13 erschien eine Deklaration des Zweckes der AFA. Demnach sind die Ziele der amerikanischen Neuheiden:

  •     Zu leben im alten Vertrauen auf Odin und seine Erscheinungen,
  •     zu rufen alle Brüder und Schwestern aus nordeuropäischer Abstammung, damit sie zurückkehren zu ihrem eingeborenen Lebensgefühl,
  •     zu festigen im Innern eine tiefe Liebe zur Freiheit und einen Hass auf alle Formen der Tyrannei,
  •     zu arbeiten in Harmonie mit Mutter Erde, im Gleichklang mit ihren Jahreszeiten und Zyklen, und ihre Wunden zu heilen,
  •     zu bewahren die Kultur und die biologische Identität der Nordleute, aus deren Seele der Odinismus entsprang,
  •     zu restaurieren die Gemeinschaft, zu verbannen die Fremden und zu errichten natürliche und gerechte Beziehungen unter unseren Leuten,
  •     zu fordern die Verschiedenheit unter den Völkern und Kulturen der Erde, im Gegensatz zur globalen Monokultur,
  •     zu arbeiten für den Friedenunterunseren Brüdern und Schwestern nordeuropäischer Abkunft, ungeachtet der Nation ihrer Geburt, damit wir nie die Waffe gegeneinander kehren,
  •     zu erforschen das Universum mit dem unternehmenden Drang unserer Art,
  •     zu gebrauchen Wissenschaften und Technik zur Förderung des Wohlergehens unserer Leute und zum Schutze der Umwelt, in der wir leben,
  •     zu restaurieren unser Volk durch Erforschung der tiefsten geistigen Weisheit unserer Vorfahren, damit wir dieses beziehen können ganz auf uns selbst und unsere Leute,
  •     zu stärken den ewigen Kampf und Streit des Lebens und diesen Streit anzürkennen als Herausforderung, das Leben ganz zu leben und mit Freude und die Ewigkeit mit Ehrfurcht anzuerkennen.

Ethik

Die ethischen Vorschriften des Asatru/Odinism lehnen sich an die altnordische Poesie, wie sie z.B. im „Havamal“ beschrieben werden, an, und wurden für den zeitgemässen Gebrauch weiterentwickelt. Es gibt einen weitverbreiteten „set of ethic standards“, den die OR einmal veröffentlichte (The Odinist Committee 1974, 13-14). Die 9 edlen Tugenden sind Mut, Redlichkeit, Ehrlichkeit, Fröhlichkeit, Disziplin, Gastfreundschaft, Geschäftssinn, Selbstvertrauen, Beharrlichkeit.

„Der Odinist muss tun was vor ihm liegt ohne Furcht vor Feinden; Freunden oder Normen. Er muss seine P1äne geheim halten, seine Meinung frei sagen und Ruhm suchen ohne Ansehen der Person. Sei frei, unabhängig und tapfer in deinen Taten! Handle mit Vornehmheit und Grosszügigkeit zu Freunden und Rasseangehörigen, aber sei stark und grimmig zu deinen Feinden! Sei zu letzteren aber auch so, dass du dich an gewisse Pflichten gebunden fühlst! (Fairness!). Vergib jemandem, wenn er sich ergibt und vergib nicht den anderen, die es nicht tun! Brich weder die Waffenruhe, noch sei ein Eidbrecher und äussere nie etwas über jemanden, das du ihm nicht ins Gesicht sagen könntest !

Ein dominanter Faktor in der Ethik scheint die Idee von der Verantwortlichkeit zu sich selbst und den Artgenossen zu sein. Darüber hinaus ist die Bewahrung der Natur und der Umwelt bevorzugter Gegenstand vieler ethischer Lehrsätze der Neuheidnischen Bewegung in Übersee.

Der „Runestone“ enthielt zeitweilig eine Kolumne mit praktischen Vorschlägen für individuelle Umweltschutz-Aktionen, die jedermann durchführen konnte. Diese Haltung, individuell etwas tun zu wollen, ist geradezu typisch für A/O.

Theologie

Die alten Götter und Göttinnen werden bei den A/O in verschiedener Weise gesehen. Es gibt Leute darunter, die an die persönliche Existenz dieser Götter glauben, aber es sind auch viele andere da, die in den Göttern Gleichnisse für Lebenssituationen, Naturgeschehnisse und Naturgesetze, Handlungsweisen, Charaktereigenschaften u.ä. sehen. Letztere Betrachtensweise findet sich überwiegend bei den geistig etwas gebildeteren Schichten der Mitglieder. Generell kann man sagen, dass die Götter nicht wie im jüdisch-christlichen Sinne Objekte der Verehrung sind. Andererseits ist den Mitgliedern freigestellt, wie sie zu ihren Göttern stehen wollen.

Einen grossen Einfluss haben die Theorien des Psychologen Carl Gustav Jung ausgeübt. Seine „Archctypenlehre“ besagt, dass im Erbgut einer bestimmten Rasse von Menschen genetisch verankerte Verhaltensweisen vorhanden sind. Die Annahme des Sigmund Freud, dass all unser Tun von der Libido bewirkt werde, erkannte Jung als einen fundamentalen Irrtum.

Jung fand, dass das „individuelle Unbewusste“ vom Menschen erworben wird, während das einer Abstammungsgemeinschaft gemeinsame „kollektive Unbewusste“ ererbt ist. Die Reaktionsweisen aus dem kollektiven Unbewussten verlaufen alle nach ganz bestimmten, nur dieser Rasse gemeinsamen Mustern und diese nennt Jung „Archetypen“. Er schreibt:

    „Archetypen (also ererbte Reaktionsweisen von Rassenangehörigen) sind wie Flussbetten, die austrocknen, wenn das Wasser versiegt, die es aber immer wieder findet und zu jeder Zeit. Ein Archetyp ist wie ein alter Wasserlauf, den das Wasser des Lebens für Jahrtausende entlang geflossen ist, und in den es tiefe Kanäle gegraben hat. Je länger es geflossen ist, desto wahrscheinlicher kehrt es früher oder später in sein altes Bett zurück.“

Eine wichtige Entwicklung ist die Einführung des Begriffs „Metagenetic“. Dieses Wort wurde von Stephen Mc Nallen, dem Chef der AFA, geprägt, und er will damit ausdrücken, dass die „Seele“ des Menschen nicht abgetrennt werden kann von seinem genetischen Erbe. Schon seit langem sind die A/O der Ansicht, dass Körper und Seele fundamental miteinander verbunden sind, gewissermassen verschiedene Seiten desselben Dings.

Diesen Punkt bekämpfen die Feinde des A/O erbittert. Sie befürchten offenbar, dass dieses Konzept, falls es sich über einige Generationen erhält, zum Allgemeingut wird und geistiges und genetisches Erbe als voneinander abhängig betrachtet werden. Das würde dann alle „Gleichheitsdogmen“ und „One-World-Bestrebungen“ über den Haufen werfen.

Ritual

Die Entwicklung von Bräuchen und geistigen Übungen nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Neuheidnischen Religion ein. Die Brauchtumskalender von AfA und OR unterscheiden sich und örtliche Gefährtschaften haben sogar eigene Entwicklungen. Die OR bevorzugen die Feier der Sonnenwenden und vereinnahmen eine grosse Menge an Folklore der britischen Inseln in ihre Brauchtumsgestaltung.

Die AfA haben 3 Typen von heiligen Tagen, nämlich die Sonnenwenden und Zeitgleichen, die sogen. „Cross quater days“ und eine besondere Reihe von Tagen mit Bezug auf die nordische Mythologie. Die wichtigsten dieser nordischen Tage sind die „Winter Nights“ um den 14.12., an dem das nordische Neue Jahr begann, das Yul-Fest, das um die Wintersonnwende 12 Tage lang gefeiert wird, des weiteren „Ostara“ zur Frühlingszeitgleiche und Midsommer.

Immer wird auf die zyklischen Gesichtspunkte der Natur und ihrer Jahreszeiten hingewiesen. An vielen dieser Tage werden Speise- und Trankopfer (Pferdefleisch und Bier) angeboten und die Götter angerufen, um ihnen symbolische Geschenke der Gefährtschaften zu weihen. Hier sieht man die verschieden tief empfundene Abhängigkeit zwischen Götterwelt und Menschenwelt am besten.

Weiteres religiöses Brauchtum wird gefeiert an verschiedenen historischen Gedenktagen, so z.B. am „Lindesfarne Day“. Hier feiert man den ersten Überfall der Wikinger auf die dortige Abtei im Jahre 793 n.Z. als Rachetat für die gewaltsame Christianisierung. Auch historische Personen wie König Radbod von Friesland werden gefeiert. König Radbod hatte erkannt, dass die Annahme des Christentums für ihn die ewige Trennung von seinen edlen, heidnischen Vorfahren bedeuten würde. Deshalb hielt er während seiner Regentschaft das Christentum mit eiserner Faust von Friesland fern.

Ausblick

Asatru/Odinism hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein unserer Vorfahren bei den Nachkommen wieder zu entwickeln und es im praktischen Leben zu verwirklichen. Das drückt sich nicht nur in einer neuen Ethik aus sondern auch in einem sozialen Aspekt. So läuft gegenwärtig in Nord-Californien ein „Landprojekt“, bei dem Grundbesitz erworben werden soll, um bodenständige Asatru-Gemeinschaften gründen zu können. Diese Idee von Gemeinschaften abseits der übrigen amerikanischen Gesellschaft ist unter den Asatru-Leuten sehr popuIär. Man hofft, auf diese Weise „Kulturen“ entwickeln zu können, die den „alten Weg der Vorfahren“ übernehmen und die Gemeinschaft über die Zeiten hinweg sichern können.
Zusammenfassung

AFA in Amerika, Asatruarmenn in Island und Odinic Rite in United Kingdom repräsentieren einen Versuch der Neubelebung der Kernpunkte der alten nordisch-germanischen Religion. Sie übertragen sie in die einzig mögliche gangbare Alternative zum jüdisch-christlichen Glauben oder anderen exotisch-okkultistischen Traditionen. Sie greifen auf die Bräuche der Vorfahren zurück und geben dabei der individuellen Freiheit des einzelnen einen sehr hohen und ursprünglichen Stellenwert.

Angestrebt wird bei allen Bemühungen das Erreichen einer gemeinsamen Vision als einem grossen Dach, das über dem Neuheidentum aus germanischer Wurzel stehen soll. Viele Entwürfe werden dabei vermutlich über die Entstehungsphase nicht hinauskommen. Jedoch liegen schon jetzt die breiten Grundlinien offen zu Tage. Eine dieser Grundlinien ist z.B. die Erkenntnis, dass das biologische und geistige Erbe einer Person oder einer Abstammungsgemeinschaft genetisch eng miteinander verbunden ist. Nach Auffassung der A/O ist die „Wiedererweckung des alten Weges“ der Vorfahren die für unsere Menschenart notwendige Zuwendung zu einem ganzheitlichen Weltbild.
Was hat die AG-GGG mit den A/O-Leuten gemeinsam, worin unterscheiden wir uns?

Unterschiede

Wir unterscheiden uns in der Organisationsform. Die AG-GGG muss, solange sie noch relativ klein ist, zentral geleitet werden. Wenn einmal genügend fähige Gefährten da sein werden, wird man über eine Dezentralisation nachdenken können. Das kann aber nicht am Anfang stehen.

Wir unterscheiden uns etwas in unseren Bräuchen. Das hängt aber mit den unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen zusammen. Dieses ist aber weder ein Fehler noch ein gravierender Unterschied. Im Gegenteil, es ist eher eine Bereicherung des ganzen Spektrums.

Hauptunterschied zwischen A/O und AG-GGG ist die verschiedene Bewertung des „pseudogermanischen Okkultismus“, der von den Leitungen beider Gemeinschaften zwar abgelehnt wird, in seiner Bedrohlichkeit aber von A/O unterschätzt wird. Während wir uns in aller Deutlichkeit vom Unfug der „heidnisch-nordisch-germanisch-keltisch-slawisch-weiblichen“ Okkultisten distanzieren, haben die A/O noch nicht ganz die Gefahr erkannt, die darin steckt. Wir tun das ja nicht, weil wir rechthaberisch wären, sondern weil es nicht der Geist unserer Vorfahren ist, der hier zutage tritt, sondern gewissermassen der Kehrricht aus allen möglichen westeuropäischen oder orientalischen Mythen.

Aus vielen persönlichen Briefen von Leitern der A/O habe ich erfahren müssen, dass sie sehr sorgenvoll bestimmte Okkultisten-Grüppchen unter ihren Mitgliedern beobachten. Konsequenzen haben sie noch nicht daraus gezogen. Die AG-GGG bemüht sich ständig klarzumachen, dass man den christlichen Okkultismus, bei dem z.B. symbolisch das Fleisch und Blut des Meisters gegessen wird, nicht ersetzen kann durch einen pseudogermanischen Okkultismus, der auf ähnlichen magisch-mystischen Vorstellungen beruht.

Die Menschen unserer Art sind nüchtern, sachlich, dabei nicht ohne Gemütstiefe, wobei jedoch das Innere für die anderen unantastbar zu sein hat. Genau diese nüchterne Art hat das Christentum so sehr verfolgt! Immer wenn einer der unseren eine Entdeckung machte, versuchte es ihn und seine Leistung totzuschlagen. Kopernikus, Galiläi und Kepler wurden vom Christentum deswegen verfolgt, weil ihre Nüchternheit, Sachlichkeit und Klarheit im Denken, ihr analytischer Verstand und ihre realistische Einschätzung der Dinge als tödliche Waffe gegen die christliche Religion erkannt wurden. Diesen Menschen sind wir verpflichtet, und wir bemühen uns, in ihrem Geist zu handeln ! Das moderne, artfremde Schamanentum stösst uns ab, weil es in unser Inneres eindringen will und den geistigen Abstand, den wir brauchen, verletzt.

Die Amerikaner neigen dazu, den Okkultisten Narrenfreiheit zu gewähren. Das mag dort gut gehen. Hierzulande, wo missliebige Meinungsäusserung u.U. mit Strafe bedroht ist, geht das nicht. Wenn wir schon die Okkultisten um ihretwillen nicht zur Vernunft bringen können, dann sollten wir uns zuletzt auch aus diesem Grunde streng verbitten, mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden.

Vielleicht wird der Okkultismus sich einmal als „Loki’s Pfeil“ erweisen und A/O, diesen lichtvollen Ansatz umbringen, wenn es nicht gelingt, klare Verhältnisse zu schaffen.

Gemeinsamkeiten

Beide wollen wir unserer Menschenart ihr eigenes Wesen bewusst machen, ihr zeigen, dass sie eine unter bestimmten äusseren, klimatischen und geographischen Bedingungen entstandene Gruppe gemeinsamer Abstammung ist, die sich überhaupt nicht zu verstecken braucht, sondern selbstbewußt ihren Platz unter den anderen Menschen dieser Erde behaupten soll. Die Wege zu diesem Ziel sind für A/O und AG-GGG die gleichen. Wir müssen das, was viele Menschen unserer Art unbewusst in sich tragen (das „kollektive Unbewusste“, nach C.G. Jung) erarbeiten, es deutlich machen, unseren Gefährten in Wort und Schrift nahebringen und es ihnen vorleben ! Dann werden diejenigen, die dem „Instinktverlust“, dem ersten Zeichen jeder beginnenden Degeneration, noch nicht erlegen sind, nachdenklich werden, und manche werden sich uns anschliessen. Diese sollen den Stamm bilden, aus dem heraus artgläubige Familien und Traditionen erwachsen.

Gemeinsam ist uns die Erkenntnis, dass wir in die Natur eingebettet sind, dass wir die Natur, wo auch immer, schonen müssen, dass wir aus der Natur unendlich viel lernen können.

Gemeinsam ist uns die Eigenschaft, die Freiheit eines jeden Mitglieds bei der persönlichen Erfahrung „göttlicher“ Inhalte zu respektieren. Wir lehnen beide Vermittler „Priester“, die als Kontaktmänner für irgendeinen versteckten Meister fungieren, ab.

Gemeinsam ist uns, mit Ausnahme des „Geschäftssinnes“, unter dem die Amerikaner vielleicht die „Tüchtigkeit“ ganz allgemein verstehen, die Einschätzung der edlen Tugenden, in denen wir uns üben sollen.

Vor allem aber ist uns gemeinsam der starke Wille, zu uns selbst zurückzufinden, die Verbindung zu unseren Vorfahren aufzunehmen und in ihrem Geiste – in unserem Geiste – ein artgemässes Leben in innerer Ausgewogenheit zu führen. Als Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeischaft sollten wir die Bemühungen unserer Verwandten in Übersee unterstützen. Wir wünschen ihnen dazu Heil.