Geschrieben von: Prof. Dr. Gustav Neckel |
Mit dem Einsetzen der geschichtlichen Nachrichten erscheint Skandinavien als die vagina gentium: ein Volk nach dem anderen drängt über die Ostsee oder aus Jütland südwärts, zuerst die Kimbern und Teutonen (aus Himmerland und Ty), dann Ariovists Sueben und Haruden (Schwabstedt an der Eider; Hardesyssel), die Wendeln („Vandalen“) und Burgunden; vielleicht schon früher sind die Goten aus Gotland nach der Weichselmündung übergesetzt.
Noch heute zeugen die Ortsnamen auf -leben und Land und Leute – Äußere KulturDie Völkerwanderung (das Wort in landläufigem Sinne verstanden) bringt den ersten weltgeschichtlichen Aufschwung germanischen Lebens. Gleichzeitig beginnen sich die Skandinavier entschiedener abzusondern von den südlichen Vettern, die größtenteils auf keltischem oder römischem, später auch slawischem Kolonialland sitzen. Die Sprachgrenze in Schleswig tritt deutlich in Erscheinung durch die Auswanderung der Angelsachsen nach Britannien, die ein Zusammenstoßen vorher weit getrennter Stämme und Mundarten zur Folge hat. Die Dänen dringen vom mittleren Schweden her vor, wo seit Jahrhunderten schon die Schweden auf dem verhältnismäßig fruchtbaren Nordufer des Mälaren (Mälarsees) – in Uppland – einen mächtigen Verband bildeten. Aber trotz der Sprachgrenze pflegen diese Völker noch engen Zusammenhang mindestens mit Norddeutschland die ganze sogenannte „gemeinnordische“ Zeit hindurch (400 bis 800 n.d.Zr.). Das zeigen deutlich die archäologischen Funde. Das Nydamer Boot (im Museum zu Kiel) ist von gleicher Größe und Beschaffenheit wie die Boote der Seegermanen zur Römerzeit und wie die der Normannen zur beginnenden Wikingzeit: das Wikingtum ist die letzte, großartigste Entfaltung von Lebensgewohnheiten, die schon ein Jahrtausend früher allen Seegermanen gemeinsam waren. Widukinds Flucht vor Karl dem Großen nach Dänemark ist ein später Ausdruck für diese alte Lebenseinheit, die ihre Brennpunkte in den Häuptlingshallen hatte. Dort wurden beim Schein der Feuer und beim Bier die gotischen und fränkischen Lieder vorgetragen. Sie wanderten von einem Fürstenhof zum anderen, sächsische nach Norwegen, gautische nach England. Das in der Halle versammelte Kriegergefolge hat diesen Stoffen für alle Zeiten den Stempel seines Geistes aufgedrückt. Ruhmreiche Fürsten dieser Zeit, wie besonders Rolf Krake von Lejre auf Seeland, der den jungen Vögg großmütig belohnte und inmitten seines treuen Gefolges durch Verrat fiel, er und andere haben noch lange im Liede fortgelebt. Erst die Bekehrung der Sachsen und die Wikingzüge brachten eine entschiedene Sonderung. Skandinavien überschwemmt jetzt von neuem die Welt mit seinen Kriegern. Schwedische Scharen setzten sich in Rußland fest und gründen das Staatswesen, aus dem das spätere Zarenreich erwachsen ist; sie befahren den Dnjepr und geben seinen Stromschnellen Namen in ihrer Sprache (wie Baruphoros, „Wogenfors“, vgl. Miklegaard, an. Miklagard¯r, – Konstantinopel), sie belagern Byzanz. Noch lange nachher hielt sich der griechische Kaiser eine Leibwache von Nordleuten; Harald Hard¯rád¯i, der Gestrenge, der spätere Norwegerkönig, der 1066 bei dem Versuch, England zu erobern, an der Brücke von Stanford fiel, war eine Zeitlang ihr Anführer. Dänen setzen sich auf Wollin (in der Jomsburg) und in der Normandie fest, wo noch heute Ortsnamen wie Frévilla von diesen nordländischen Kolonisten zeugen. Das nordöstliche England war zeitweilig überwiegend skandinavisches Sprachgebiet (vgl. Ortsnamen wie York – aus Jórvík – und Grimsby). Auf den kleinen britischen Inseln und Inselgruppen gibt es zahlreiche Erinnerungen an die Wikinge (so den „Tynwall Court“ auf Man). Die Orkaden und die Shetlandinseln waren früher rein nordisch, wie es heute noch die Färöer und Island sind. In Grönland und an der Ostküste Nordamerikas gab es im 11. Jahrhundert (in Grönland bis ins 15.) germanische Siedlungen. Es war die Zeit der größten Ausdehnung des skandinavischen Sprachgebiets, zugleich die Zeit der Einigung Norwegens und der ersten Missionare im Norden. Das Urteil der christlichen Geschichtsschreiber über die wilden Normannen ist mit Hilfe der heimischen Quellen auf sein richtiges Maß zurückzuführen und zu ergänzen. Lehrreich sind hier die Berichte über die Jomswikinge, die Dichtungen von Half und Ingeld. Was, aus der Mönchszelle betrachtet, wie Zügellosigkeit aussah, war für die germanische Ethik heroische Pflichterfüllung. Staat und GesellschaftVor hundertfünfzig Jahren, als die europäische Bildung das heidnische Germanentum und das alte „Kämpenleben“ wieder entdeckte, konnte man meist mit diesen fremdartigen Gestalten nicht anders in ein Verhältnis kommen, als indem man sie mehr oder minder gründlich mit den „milden Tugenden“ der Humanität übermalte. Man tat es – und tut es noch – unwillkürlich, ein Beweis, daß man kein Recht hat, die mittelalterlichen Künstler zu belächeln, weil sie die Mutter Gottes in die Kleider einer deutschen Bürgersfrau stecken. Ähnlich wie den Germanen ging es bekanntlich den alten Griechen. Und wie man den Abstand zwischen den Alten und uns Neueren übersah, so übersah man auch den zwischen Hellenen und Germanen. Bei Oehlenschläger und bei Tegnér sprechen die altnordischen Helden griechische Verse und führen die klassische Mythologie im Munde neben der nordischen. Von hier aus bestimmt sich die Stellung der Könige. Heilig, d. h. unverletzlich, war der Fürst nur für sein Gefolge, das ihm Treue und Gehorsam gelobt hatte, unter seinem Dache lebte und seinen Stolz darein setzte, den gefallenen Herrn nicht zu überleben. Der Opfertod germanischer Gefolgschaften, vielfach bezeugt im Süden wie im Norden und verklärt von der Dichtung, ist der großartigste Akt der Selbstverleugnung, dessen die rigorose alte Ethik fähig war. Außerhalb des Gefolges war der König zunächst nur ein bestellter Beamter: die Bauern hatten ihm auf dem Thing den seiner Abkunft gebührenden „Königsnamen“ gegeben, und er war auf dem heiligen Stein – in Schweden dem Morastein in Uppland – dem Volke dargestellt worden, sie mußten ihn und seine Leute ernähren, wenn der König sie besuchte, und konnten ihm dabei ihre Ergebenheit zeigen; sie erwarteten aber von ihm kräftigen Schutz gegen feindliche Einfälle, wobei sie ihm bis an die Landesgrenze Heerfolge zu leisten hatten – und darüber hinaus ruhmvolle Kriegs- und Beutezüge, wie sie einem Könige ziemen, und die sie meist gern mitmachten. Das Übergewicht der Königsmacht über die der einzelnen großen Bauern war mehr oder weniger bedeutend. Aber ein Königshof sah nicht anders aus als ein großer Bauernhof. Auch mancher Nichtkönig war reich genug, sich eine Schar bewaffneter „Hauskerle“ zu halten und mehr Zeit dem Kriegshandwerk zu widmen als dem Vieh und dem Acker. Denn noch immer galt das alte, schon dem Tacitus berichtete Werturteil, daß es ehrenvoller sei, seinen Gewinn mit Blut als mit Schweiß zu bezahlen. Immerhin war ein Gegensatz zwischen reisigen und landbauenden Kreisen zuweilen vorhanden. Der „Seekönig“ des Eddaliedes, der dem schweinefütternden Bauern am Lande zuruft: „Oft habe ich mit Speeren die Aare gesättigt, während du an der Mühle die Mägde küßtest“, hatte Vorbilder in der Wirklichkeit. Jener rauhe Kriegerstolz der Sueben, 14 Jahre lang unter kein Dach getreten zu sein, war ein Jahrtausend später den Nordleuten noch nicht abhanden gekommen. In der Geringschätzung der friedlichen Gewerbe lebte ein Gefühl davon, daß das Zusammenstehen wackerer Burschen in der Gefahr und das Männergespräch in der Halle mehr wert sei als der Umgang mit Kühen und Schafen. Doch der Ächter ist kein Verbrecher im Sinne der neueren europäischen Gesellschaft. Sein Unglück ist nicht vom Abscheu der Menschen begleitet, weit eher von ihrem Mitleid; die Tat, die ihn in den „Wald“ gebracht hat, kann höchst ehrenvoll, er selbst ein bewunderter Held sein (so die Sagahelden Gísli und Grettir). Überhaupt ist eine Verurteilung durch das Gericht zwar eine Demütigung, aber nie eine Schande. Das moralische Urteil bewegt sich in einer anderen Sphäre als der juristischen. Ein Neiding ist z. B. der, der einen achjährigen Knaben oder eine Frau erschlägt oder den leiblichen Vetter und Schwurbruder angreift. Dagegen gibt es keine unehrliche Hantierung, keinen verachteten Stand. ReligionAuf keinem Gebiet lassen uns die Quellen so schmerzlich im Stich wie auf dem der Religion. Sie bestehen ganz überwiegend aus Gedichten, die sich mit den Gebilden der religiösen Phantasie tummeln. Allerdings ist es ein Vorurteil, zu meinen, die Dichtungen der Skalden und der Edda hätten durchweg nicht dem Volke gehört, seien „gelehrte“ Poesie: Bildungsschranken hat es vor Einführung des Christentums so wenig gegeben wie Bildungsstände (siehe oben), und daß die altnordische Literatur anders anmutet als neuere Volksüberlieferung, das beleuchtet wieder nur die große Tatsache, daß das ungetaufte Germanenvolk eben sehr verschieden war von dem des Mittelalters und der Neuzeit. Auch die vorchristlichen Entlehnungen aus keltischer Sage und christlicher Legende haben nicht viel zu bedeuten: derartiges hat auch weit früher schon stattgefunden, und die germanische Religion hat das Fremde germanisiert. Aber wir sind im Ungewissen darüber, ob nicht ein Teil der poetischen Texte (und manches von dem, was Snorri in seinem System der nordischen Götterlehre – um 1225 – mitteilt) nicht erst aus christlicher Zeit stammt. Das schlimmste ist, daß auch das heidnische Material offenbar stark gesiebt ist; nur den Unterhaltungsstoff hat die Kirche durchgelassen, fast alles aber, was mit ihrem Glauben und Ritus unmittelbar in Wettbewerb trat, also die Urkunden der eigentlichen Religion (Gebete, Zaubersprüche u. dgl.), hat sie auch in Island ausgerottet – konnte sie ausrotten, weil es um diese Gebilde weniger schade schien als um die großen, prachtvollen Götterlieder. Man muß sich nicht vorstellen, es wäre dem Klerus in Skandinavien und auf Island nicht ernst gewesen mit dem neuen Glauben. Gewisse geistliche Bekehrungsanekdoten, welche die heidnischen Götter im unheimlichen und doch wesenlosen Scheine der Teufel und Dämonen vorführen, zeigen uns, mit welchen gut katholischen Maßstäben man auch dort oben gemessen hat. Die Folge dieses Eifers ist, daß das nordländische Heidentum als Gesamterscheinung uns verschleiert bleibt. Wir sehen nicht deutlich, welche Rolle die alte Religion im Leben gespielt hat. Nur der niedere Aberglaube läßt sich verhältnismäßig gut beobachten. Doch darf auch der Wert der Götterfabeln nicht unterschätzt werden. Unterstützt von alten südgermanischen Zeugnissen und neueren nordländischen Quellen, liefern sie uns eigenartige Gebilde der mythenbildenden Phantasie, die immerdar in erster Reihe zur Kennzeichnung germanischen Glaubens herangezogen werden müssen. Denn vom niederen Aberglauben ist manches international. Der Wert der nordländischen Zeugnisse liegt auf diesem Gebiet oft darin, daß sie uralte Vorstellungsweisen, die anderswo nicht mehr oder nur in Resten zu beobachten sind, in größerer Breite und Tiefe veranschaulichen. So ist der Totenglaube in den Sögur altertümlicher als im Homer und in den Veden. Es ist derselbe urtümliche Monismus, der aus den Gräben der Steinzeit spricht: die Leiche gilt als noch lebendig. Denn die Steinbehausungen, in die man damals die Toten bettete, müssen entweder zu deren Schutz oder zur Sicherung der Lebenden vor Wiedergängern gedient haben. Beides setzt die lebende Weiterexistenz der Verstorbenen voraus: so läßt sich ein Isländer unter der Schwelle seiner Tür begraben, weil er von dort sein Hauswesen am besten glaubt übersehen zu können. Das ist urzeitliche Anschauung und vermutlich ein Rest uralter Gewohnheit. Verblaßte Erinnerungen daran lebten bis in unserere Zeit; z. B. vermieden Schwarzwälder Bauern das Türzuschlagen und das Holzspalten auf der Schwelle, um die arme Seele nicht zu stören, die darunter wohnt. Hier ist der Verstorbene zur „Seele“ verflüchtigt: eine eingewanderte südliche Anschauung, die dem Germanen von Hause aus fernlag. Nur die Unsichtbarkeit und Verwandlungsfähigkeit des Toten waren auch ihm geläufige Begriffe; diese Eigenschaften traute er auch Ungestorbenen manchmal zu. Garnichts wußte er davon, daß die Seele „im Körper“ hause und beim Tod aus ihm entweiche, wie er überhaupt von dem Gegensatz der beiden nichts ahnte. Man hatte – wahrscheinlich vom Süden – die Sitte der Leichenverbrennung übernommen und sie jahrhundertelang geübt; aber folgerechte Gedanken in unserm Sinne hat man an diesen Brauch und an die Wirkung des Feuers nicht geknüpft. Aber man fand die unsichtbaren Wesen auch in greifbaren Dingen. Es gibt Pfosten- und Waffenverehrung wie bei vielen anderen Völkern so auch bei den Germanen. Manches davon lebt in dem entwickelten Götterkult fort. Wenn die Opfergemeinde im Tempel versammelt und das Blut der Opfertiere in Schüsseln aufgefangen war, so sprengte der Tempelherr das Blut nicht nur über die Gäste hin und auf die Altäre der Götter; auch die Wände des Hauses wurden so geweiht. Die Pfeiler des Hochsitzes waren Beschützer des Heims. Norweger führten sie mit nach Island und warfen sie vor der Landung ins Meer, damit sie die richtige Stelle für die Ansiedlung zeigten. Der Letztgenannte ist jedenfalls Thor, der volkstümliche Gott, der den Feldern Gedeihen gab und die Gräber schützte. Seine Riesenkämpfe enthalten jung eingewanderte Märchenmotive (so die Abenteuer des Gottes bei Utgardaloki, welche in der Edda des Snorri erzählt werden). Viel besungen war der Kampf des rotbärtigen Asen mit der Schlange. Haßerfüllt sprühen die Blicke der Gegner einander an, während der Hammer den unförmigen Kopf des Untiers bearbeitet: ein Bild des ewigen Kampfes der erhaltenden und zerstörenden Kräfte, der die Weltanschauung der alten Nordleute beherrscht. ![]() Der Gott, der immer auf der Wacht ist gegen den Wolf und in ruheloser Sorge Krieger sammelt für den letzten Kampf, ist Odin (Wodan), der Göttervater. Doch die älteren Züge seines Bildes zeigen mehr den übermächtigen, hinterlistigen Zauberer. Diese Eigenschaften sind höchst altertümlich, wie auch die Mythen von Odins Metgewinnung und von seiner Galgenlösung, die zum ältesten Gut in den nordischen Göttersagen zu gehören scheinen. Thor und Odin sind die ausgeführtesten Götterporträts. Ihren Gegensatz schildert launig und geistreich das „Graubartslied“ der Edda (Harbardsljód): einen Gegensatz nicht nur des Herren- und des Bauerngottes, mehr noch ein Gegensatz menschlicher Charaktere. – Von den Nebengestalten des nordischen Götterhimmels sind mindestens zwei sehr alt: Tyr, der alte Kriegsgott, und Njörd, der in gerader Linie abstammt von der taciteischen Nerthus. Gemeingermanisch ist auch Odins Gemahlin Frigg, ferner ihr kühner Sohn Baldr, der bekanntlich auch in einem der Merseburger Zaubersprüche auftritt (seine Chistusähnlichkeit ist ihm zum größten Teil erst durch Snorri angeschminkt worden). Die alten Götter waren keine sittlichen Vorbilder – wenn sie auch sittliche Forderungen an ihre Anhänger gestellt zu haben scheinen -, nur übermächtige Ebenbilder. Sie hatten in der Vorzeit die Welt aus den Leibesteilen des Urriesen Ymir oder Aurgelmir geschaffen und gestaltet und genossen ewige Jugend, aber das Eisen kann auch sie töten. Beim Ragnarök werden sie alle fallen vor den dann gegen die Asenschöpfung rachbegierig aufstehenden Riesen- wenn auch nicht ungerächt, denn Vidar wird Rache nehmen für Odin, und Thor wird die Mitgardschlange im Zweikampf töten. Was dann kommt, wissen wenige. Vielleicht leben die gefallenen Götter, oder es lebt eine neue Göttergeneration in einer Art Walhall weiter, wie es die vorletzte Strophe der Völuspa schildert: Einen Saal seh ich, Von Seelenheil, Erlösungsbedürftigkeit und Erlösung weiß man nichts. Die Sinnesart des Volkes war diesseitig. Der Aberglaube wurde noch nicht zur ständigen Furcht wie später im Mittelalter zu Zeiten, wo die Gespenster überhandnahmen. Der heidnische Nordmann trat dem elbischen oder göttlichen Feind ebenso aufrecht gegenüber wie dem menschlichen und tierischen. Selbst eine Rache an Ägir oder selbst an Odin liegt nicht ganz außerhalb seines Gedankenkreises. Und wo der Gott ihm als Freund (als fulltrui) erscheint, da liegt in dem Verhältnis etwas Kameradschaftliches. Es gibt Leute, die auf ihre eigene Stärke (á mátt sinn ok megin) mehr bauen als auf die Hilfe der Götter und es auf die Folgen ankommen lassen, wenn sie ihnen nicht regelmäßig opfern. Überhaupt war die Religion anspruchsloser als später das Christentum mit seinen Festtagen und Fastenzeiten. Das erste Stadium der neuen Religion trägt noch viel von der Farbe der alten. Von der Ethik zu schweigen – sie ist ja auch heute noch weit davon entfernt, wahrhaft christlich zu sein -, gilt dies sogar vom Dogma. Man faßt den neuen Gott, den „weißen Christ“, als Unholdbekämpfer und Höllensieger – ohne daß wir uns deshalb vorstellen dürfen, das Christentum habe den Germanen Befreiung von der Geisterfurcht gebracht, wie es vor einigen Jahrzehnten ein Theologe hingestellt hat -; vom Erlöser weiß man noch nichts. |