Geschrieben von: Karl Rosenfelder |
Die römische Germanen Mission schließt mit der Christianisierung Norwegens und Alt Islands ab. Aber dieses Einzelereignis ist in seiner geistesgeschichtlichen Bedeutung nur zu verstehen, wenn wir eine Ahnung haben von den großen Ideen, die hinter allem Geschehen am Werke sind; ohne sie hängt ein Teilereignis der Geschichte einfach in der Luft.
Was wir als Geschichte vorgesetzt bekommen, ist ja meist nur vordergründiges Geschehen. Die kleinen Regisseure der papierenen Weltgeschichte sind immer nur emsig bemüht, den Ablauf der geschichtlichen Ereignisse bis ins allzu Menschliche hinein so ausführlich wie möglich nachzumalen. Sie schildern die Geschehnisse um dieser selbst willen, reihen sie aneinander auf wie Perlen auf einer Schnur, wobei aber die Schnur nicht den bekannten roten Faden bildet, der alles Geschehen in eine innere Beziehung zueinander bringt. Diese Schnur hat hier nur chronologische Bedeutung, um wenigstens eine gewisse Ordnung in das scheinbare Chaos der Menschengeschichte zu bringen. Der echte Historiker dagegen sieht immer die wirkenden Kräfte, die gestaltenden Ideen hinter den unzähligen, sinnverwirrenden Ereignissen auf der Bühne des geschichtlichen Lebens. Dort erst entwirrt sich das Knäuel und offenbart uns in großen, abereinfachen Umrissen das ernste Krä ftespiel rasse- und raumgebundener Ideen. So kamen wir zu einer heroischen Geschichtsauffassung, neben der die ästhetischen, idealisierenden, patriotischen und sentimentalen Geschichtsauffassungen nicht bestehen können, die aus nur Vordergrü ndigen Geschichtserlebnissen gewonnen sind, Wie die Menschen Geschichte auffassen, so fassen sie das Leben auf. Mit der heroischen Lebensauffassung und Geschichtsanschauung betreten wir heimischen, heidnischen Boden, denn das altgermanische Epos verrät uns eine gleiche seelische Haltung unserer vorchristlichen Ahnen. Wir lernen heute wieder die reinere, kühlere Luft des Nordens atmen. Wer aber die Behaglichkeit liebt und das kleine Glück sucht, bleibe im Süden. Alles geschichtliche Geschehen lässt sich für den nordischen Betrachter und Erlebenden auf den uralten Gegensatz Norden Süden zurückführen. Norden und Süden sind nur zwei gleichnishafte und symbolische Begriffe für zwei gewaltige Geistesmächte, die in der menschlichen Geschichte wirksam geworden sind. Auf der Plattform des jüngeren Geschehens begegnen sie uns als Germanentum im Norden und als Christentum im Süden. (Hier wird Germanentum als eine geistige Idee aufgefasst, die allerdings an ein ihr entsprechendes Menschentum gebunden ist.) Wir haben bis in die späte Geschichte hinein die Tatsache einer ungeheuren Expansion des nordischen Geistes und Blutes anzuerkennen. Überall stoßen wir auf die Spuren derselben: bei allen vorderasiatischen Kulturen, in Indien, Persien und Ägypten, vielleicht sogar in Mittel und Südamerika und Ostasien; vor allem aber in den Kernländern der Antike, in Griechenland und Rom. Wo der Ausgangspunkt dieser Ausdehnung zu suchen ist, wissen wir noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen. In historisch klar fassbarer Zeit ist jedenfalls die Nordmeerlandschaft das Kraftfeld der nordischen Rasse, also die Küstenlandschaften um die Nord und die Ostsee herum. Dieses berauschende Bild von den nordischen Erdballstürmern darf uns aber nicht die dunkle Kehrseite dieser glänzenden Erscheinung übersehen lassen. Vergessen wir nie: überall in der artfremden Landschaft saß die nordische Rasse nicht als Volkstum, sondern nur als Herrenschicht und verfiel als solche unter fremden Zonen und unter fremden Volkstümern. Eine Rasse ist nicht nur an ihr Blut gebunden, sie ist genau so stark dem Raum verhaftet, in dem sie zur Rasse geworden ist. Eine Rasse hat einen natürlichen Standort, den sie nicht ungestraft verlässt. Der südliche Raum hat andere Gesetze als der des Nordens. Dort scheint dem nordischen Menschen eine feindliche Sonne, dort ist der Wind Giftträger für ihn, und der Boden beraubt ihn seiner Kraft oder zwingt ihm die eigenen Gesetze auf, d.h. er muss sein Blut mit den Kindern dieser fremden Erde mischen, wenn er nicht dem Siechtum und Verderben anheim fallen will: Die fremden Eroberer kommen und gehen So lässt Schiller in seiner „Braut von Messina“den Chorsprechen, der das von einem nordischen Herrengeschlecht unterworfene Volk darstellt. Aus Naturnotwendigkeit musste eines Tages das Verströmen der überschießenden Kräfte des Nordens nachlassen; der Süden aber, durch die Beimischung nordischen Geistes und Blutes aus seiner natürlichen Trägheit aufgerüttelt, zum Gegenschlag ausholen. Und dieser ist auch nicht ausgeblieben. Im Verein mit dem Klima und einer langsamen, aber desto sicherer sich durchsetzenden Rassenmischung haben Aufstände der unterworfenen Bevölkerung und häufige Kriege die IndogermanenvöIker nach und nach vernichtet und das nordische Erbe aufgezehrt. Der Durchbruch südlicher Sitten und Gottesvorstellungen verschüttete die Erbinstinkte. Auch in den antiken Ländern war bereits alles nordische Denken und Blut zersetzt, als das Christentum in Erscheinung trat und das Chaos vollendete, in das dann die letzten heidnischen Germanenstürme hineinbrandeten. Wir machen uns selten klar, welche Folgen dieser germanische Einbruch in das mittelalterliche Völkerchaos hatte. Die sogenannten germanischen Barbaren haben nämlich gerade das Umgekehrte dessen verbrochen,. was ihnen die Voreingenommenheit und Denkfaulheit zuspricht: sie retteten in diesem Untergang, was noch zu retten war; nicht zuletzt das Christentum. Hauston Chamberlain hat wohl recht, wenn er in seinen ,,Grundlagen des 19. Jahrhunderts“die Meinung äußert, daß es viel besser gewesen wäre, die Goten, Vandalen usw. hätten sich mal in diesem Falle ausnahmsweise barbarisch aufgeführt und alles kurz und klein geschlagen, um dem Gift des mittelmeerischen Völkerchaos die Möglichkeit, weiterhin gesundes Leben zu verderben, endgültig zu nehmen. Es wäre dann wohl nie ein Bonifazius über den Rhein gekommen und keine päpstlichen Machtansprüche hätten deutsche Kaiser zu einer unglückseligen Italienpolitik gezwungen. Aber in ihrer erhaltenden, aufbauenden Wirkung haben sie dem den Norden bedrohenden Geist des Südens die Basis für eine kräftige Erholung geschaffen. In ihrer ganzen Unbekümmertheit haben die Völkerwanderungsgermanen dem Papsttum indirekt in den Sattel geholfen. Mit diesem Papsttum wurde dann das Christentum zu der politischen und geistigen Waffe des Südens. Sie ist mit viel Berechnung und Klugheit geführt worden und sollte dem Norden zu einem bitterbösen Verhängnis werden. Das Werk der Christianisierung der Germanen konnte jetzt beginnen. Es war ein blutiges Werk, es ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte des historischen Christentums. Um jeden Menschen, um jeden Quadratmeter Boden wurde erbittert gerungen. Der Norden unterlag nicht der Tapferkeit des Südens, sondern dessen Schlauheit und Berechnung, den so ganz anderen, von ihm unverstandenen und als ehrlos empfundenen Waffen. Verrat und Verleumdung, entwurzelte Germanen traten als mä chtige Helfer der römischen Bekehrer auf. Nur diesem geschickten und rücksichtslosen Kesseltreiben verdankt Rom seinen ,,Sieg“, der mit der Zurückdrängung der letzten Heiden bis an den Rand des ewigen Eises, bis nach Island und Grönland, endete. Über dem ganzen Missionsdrama liegt ein ungeheurer Weihrauchdunst, der das wahre Bild verdeckt, Die bisherige Geschichte der Missionierung Germaniens ist in den meisten Fällen eine bewusste Verschleierung der Tatsachen, um nicht gerade zu sagen, eine bewusste Lüge. Wir machen heute die Beobachtung, daß die römische Germanenmission von protestantischen Theologen und Laien gedeckt wird. Man wird hier an ein böses Wort Paul de Lagardes erinnert, das dem Sinn nach ungefähr folgendermaßen lautet: Der Protestantismus ist Katholizismus minus den Papst. In der periodischen Zeitschrift ,,Berliner Stadtmission“, Heft 12, 1932, ist zu lesen: ,,Es entzieht sich unserer Berechnung, in welchem Maße die Erdbeben und Zeichen am Himmel durch die sittliche Verderbnis der Menschen bedingt sind. Wenn Gott mit Gericht über die Erde geht, trieft sie von Blut, es muss ein schauerliches Morgengrauensein, das den wiederkommenden Jesus begleitet“. Mit solcher Gesinnung muss man ja die ,, schauerlichen“ Begleiterscheinungen bei der Zwangsbekehrung der Heiden ganz in Ordnung finden. Es ist der Geist Jahves gewesen, der bei der blutigen Taufe der Germanen Pate gestanden hat, der gleiche Gott, der den Propheten Samuel zu dem König Saul sagen ließ. als dieser gegen die Amalekiter zu Felde zog: ,,So ziehe nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben. Schone ihrer nicht; sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel“ (1. Sam. 15). Wie die Forschungen ergeben haben, haben wir es bei den kanaanitischen Völkern, also den Amalekitern, Amoritern usw. mit Völkern stark nordischen Einschlages zu tun! Vor 1945 waren viele Heiden erstaunt, wie empfindlich die protestantische Priesterschaft auf den Angriff gegen das Alte Testament reagierte. Das hatte seine sehr verständlichen Gründe, denn ohne das Alte Testament ist die christliche Kirche und Priesterreligion nicht mehr lebensfähig. Der protestantische Theologe Vuikmar Hentrich hat vollkommen recht, wenn er in seinem Buch ,,Völkische Religiosität und Altes Testament“schreibt: ,,Der Kampf gegen das Alte Testament ist keine Bagatelle, sondern Entscheidungskampf“. Das Alte Testament ist vor allem die Grundlage für den christlichen Universalismus und mithin auch für die ,, Heiden“mission. Der Altmeister der evangelischen Missionswissenschaft, Prof. Gustav Warneck, bekennt: ,,Jehova ist von Anfang an der Gott des Himmels und der Erde und der abrahamitische Segen von Anfang an auch für die Volker bestimmt“, und, ,,ist Jehova als der Schöpfer der Herr und Richter der ganzen Welt, so musste auch der Gedanke einbürgern, daß die ganze Erde für ihn in Anspruch genommen werden müsse“. Im Alten Testament liegt der Weltherrschaftsgedanke offen zu Tage. Der Imperialismus und Internationalismus Jehovas ist die Voraussetzung aller späteren Imperialismen und Internationalismen. Vor allem sind die gewaltsamen und sonstigen zweifelhaften Bekehrungsmethoden, die besonders Germanen zu erleiden hatten, ohne den Geist des Alten Testaments einfach undenkbar. Ohne Gewalt wäre Germanien nie christlich geworden; das Verständnis für diesen Glauben fehlt bis heute. Pastor Wehrmann klagt in seiner Schrift ,,Die Gemeinde das Herz der Völker“über die Unkirchlichkeit des deutschen Nordens, daß das Evangelium dort immer noch etwas Fremdes, Nicht begriffenes sei. Christus wird trotz katholischer Aktion, trotz protestantischer volksmissonarischer Tätigkeit ewig ein nie ganz begriffener Fremder im Norden bleiben. Das liegt nicht an der Verstocktheit und Sündenverstrickung des nordischen Menschen, sondern an seinem Wesen. Die Christianisierung des Nordens beruht auf der Anwendung von Gewalt, die oft mit der Scheußlichkeit an sich identisch war. Auf Gewalt konnte also Rom beider Christianisierung des Nordens gar nicht verzichten, wollte es seine Ziele erreichen. Diese Gewaltanwendung bestätigen sogar katholische Priester. Wohl am offenherzigsten und dreistesten war der katholische Missionar Erlemann, der bei der Begrüßung des Prinzen Heinrich in Kiautschau sagte: ,,Die Erfahrung hat gelehrt, daß immer nur da, wo die weltlichen Gewalten den Glaubensboten ihren starken Arm liehen, ein durchgreifender Schritt zur Christianisierung eines Volkes hat gemacht werden können“. Das war unzweideutig und deutlich gesagt. Ein anderer katholischer Priester schreibt über die gewalttätige Germanenmission. sie bedauernd: ,,Und der Heiland führt uns in das alte Sachsen; führt uns in das Ur-Preußenland. Sachsen, das durch Kampf und Schwert und Mord und Brand und Gewalt christlich gemacht worden ist. Preußen, das mehr durch geistliche Ritter als ritterliche Geistliche christianisiert worden ist; beide Länder, die erst gründlich vom alten Glauben und dann noch gründlicher von allem Gauben abgefallen sind weil Senfkörnlein und Sauerteig das Christentum dort nicht eingeführt“. Aber ohne Gewaltanwendung wären diese Länder, wie alle nordischen Länder überhaupt, niemals in ihrer Gesamtheit christlich geworden. Das wusste man in Rom und weiß es noch heute! Das nordischgermanische Beispiel der Christianisierung, ihre Methoden und Wirkungen haben uns die isländischen Sagas treulich überliefert. Sie bestätigen uns vollauf, was wir aus dem sü dlichen Germanien wissen: Gewalt und Sittenverderbnis. Rom und seine Bekehrer werden durch die Sagas schwer belastet. Sie bilden eine einzig große Anklage gegen die sittenzerstörende Wirkung der römischen Germanenmission, obwohl sie denkbar neutral und tendenzlos geschrieben sind; gerade deshalb sind sie das beste Beweismittel für die Tatsache eines germanischen Sittenwandels in abwärtsweisendem Sinne als Folge eines erzwungenen Glaubenswandels.
![]() Karl „der Grosse“
Der Christianisierung Norwegens voran ging die Zerschlagung des heidnischen Freistaates durch den ersten Norwegerkönig Harald Schönhaar. Bereits das war eine Fernwirkung des von der Kirche so hoch gefeierten Sachsenschlächters Karl von Franken. Sein Nachfolger Hakon der Gute versuchte es dann mit der Christianisierung der Norweger ,,im Guten“. König Hakon hatte schon von Kind an bei König Athelstan in England eine christliche Erziehung genossen. Er meinte es mit seinem Christentum ernst. Viele von der ihn umgebenen Gefolgschaft nahmen das Christentum aus Freundschaft zu dem Könige an, eine Erscheinung, die im ganzen Norden zu finden ist. Aber die Bauern trotzten seinen Bemühungen. Die edle Gesinnung des Königs verhinderte ein gewaltsames Vorgehen, und so ging noch einmal alles gut. Aber gerade dieser Misserfolg König Hakons zeigt mit aller Deutlichkeit, daß ohne Gewalt das Volk als Ganzes nicht für die Lehre aus dem Süden zu gewinnen war. Nach seinem Tode in der Schlacht bei Fitje trauerten Feind und Freund. Den Bauern hatte er ihren von Harald Schönhaar geraubten Besitz wieder zurück gegeben und die germanische Glaubensfreiheit unangetastet gelassen, Das war unter dem nächsten König gründlich vorbei. Olaf Tryggvason gehört in die vorderste Reihe der rücksichtslosesten Bekehrer. Wie sein Bekehrungszug vor sich ging, soll uns Snorris Königsbuchselbst erzählen: Von den südlichen Gauen Norwegens ging dieser seltsamschaurige Zug nordwärts. ,,Der König“, so berichtet das Königsbuch, ,,zog in den Norden von Vik und forderte alle Mannen auf, Christen zu werden, über die aber, die Widersprachen, verhängte er harte Strafen. Einige ließ er töten, andere verstümmeln, noch andere jagte er fort außer Landes.“Aus Hardanger heißt es: ,,Der König zog nordwä rts nach Agde, und wo er ein Thing mit den Bauern abhielt, verlangte er von allen Mannen, daß sie sich taufen ließen. Überall wurde das Volk christlich, denn nirgends wagten die Bauern einen Aufstand gegen den König“. Auf einem Thing der vier Gaue Sogn, Fjordgau, Südmöre und Romsdalen zwingt auch nur das große Heer des Königs und die mangelhafte Bewaffnung der Bauern diese zum Nachgeben. „Am Ende der Rede stellte der König die Bauern vor die Wahl, entweder das Christentum annehmen und sich taufen zu lassen oder andernfalls sich zum Kampf gegen ihn bereit zu halten.“Bei den Drontheimer Bauern verliefen aber die Dinge nicht so glatt, da sie durch die bisherigen Vorfälle gewarnt waren und in voller Waffenrüstung auf dem Thing erschienen. Erst als der König durch eine List den Anführer der Bauern von den Seinigen abzutrennen wusste und ihn umbringen ließ, ergaben sich die führerlos gewordenen Bauern. So sieht in dem Nüchternen Bericht Snorris die ,,friedliche“ Bekehrung der Norweger aus. Mit der Bekehrung der Germanen feierte auch oft die Grausamkeit ihre besonderen Triumphe. Das war in Norwegen nicht anders als in Deutschland. Wie die Opfer der Inquisition ,,Hexen“ waren, so waren die hingerichteten Heiden im Norden natürlich immer,,Zauberer“, die Leben und Gesundheit der braven Christenmenschen bedrohten. So war auch Eyvind Quelle, der sich der Bekehrung widersetzte, ein solcher ,,Zauberer“. Er hatte das Pech, zum zweiten Male dem König in die Hände zu fallen, nachdem er bei einem Mordbrand gegen ihn noch mal entwischt war. letzt lieg ihn der König mit sämtlichen seiner Begleiter auf eine Schäre bringen, die bei Flut unter Wasser stand. Festgebunden, mussten sie so den langsamen Wassertod erleiden. Ü berhaupt, im Aussinnen von Strafen waren die Bekehrer, die Sendboten des Heilands, unübertrefflich. Wie angesichts solcher Tatsachen noch ein Mitarbeiter an der Herausgabe der Sammlung ,,Thule“ (Walter Baetke)behaupten kann: ,,Es ist ja Geschichtliche Tatsache und lässt sich durch keinen noch so gehässigen Ausfall gegen das , Verbrechen der Christianisierung‘ aus der Welt schaffen, dass sich die Bekehrung der Germanen im allgemeinen freiwilligvollzogen hat; das gilt nicht nur für die Südgermanen, sondern auch für den germanischen Norden“, ist einfach unverständlich. Kann Voreingenommenheit einen Menschen so blind machen? Frühkindliche Prä gung dürfte am ehesten Erklärung für diese Verdrängung unangenehmer Wahrheiten sein. Wie Olaf Tryggvason die Christianisierung des Nordens begonnen hatte, so vollendete sie Olaf der Heilige. Wo die Kirche einen germanischen König in den Heiligenstand erhebt, da war dessen Leben alles andere als für den Norden heilbringend. Diese Vermutung wird auch bei dem heiligen Olaf vollauf durch das Königsbuch des Snorri bestätigt. Über seine verdienstvolle Tätigkeit für die Kirche lesen wir dort: ,,Der König forschte genau nach der Art, wie sie den Christenglauben hielten. Wo er aber die Ansicht gewann, daß sie ihn noch nicht richtig übten, da lehrte er sie den richtigen Glauben. Waren aber welche, die vom Heidentum nicht lassen wollten, dann belegte er sie mitschweren Strafen. Er trieb einige außer Landes, andere ließ er an Händen und Füßen verstümmeln oder ihnen die Augen ausstechen, wieder andere ließ er hängen oder niederhauen. Keinen aber ließ er ungestraft gehen, der nicht an Gott glauben wollte. “ . . . ,,So durchzog er alle Gaue. “ . . , ,,Er verfuhr dabei immer in gleicher Weise und brachte alles Volk zum richtigen Glauben und verhängte schwere Strafen über die, die auf seine Worte nicht hören wollten.“Wahrhaftig, ein rechterschaffener Diener Jehovas und seiner Kirche. Er hatte erreicht, was der Wunsch und das Gebet der Kirche war, wenn die Saga folgendes abschließendes Urteil über diesen allerchristlichen König des germanischen Nordens fällt: ,,So wenig blieb unter ihm den Mannen die Freiheit des eigenen Handelns, daß nicht einmal ein jeder an die Götter glauben durfte, die er wollte.“Was dem Norden etwas völlig Unverständliches war, galt im Süden als das Selbstverständlichste.
![]() Olaf Tryggvason wird König
Wie Norwegens Christianisierung ein klassisches Zeugnis für den gewalttätigen, oft grausamen Charakter derselben ist, so ist Altisland das treffliche Beispiel für den Sittenverfall nach der Bekehrung. Um die Jahrtausendwende wird Island unter dem Druck der Drohungen des norwegischen Königs durch All-Things- Beschluss ,,christlich“. Aus derselben Zeit erzählt Ranke in seiner Weltgeschichte die fürchterlichsten Dinge über die sittliche Verwahrlosung in der ewigen Stadt. Klerus und Laientum sind in der ganzen abendländischen Christenheit schon so verwildert, daß man zu jener Zeit allgemein den Glauben an einen bevorstehenden Weltuntergang findet. In diesen Strudel der sittlichen Verwilderung sollte nun auch Island geraten und das heidnische Heldenzeitalter rasch beenden. Langsam vollzog sich dieser Prozess denn der Thingbeschluss war ein Kompromiss, das den christlichen Anhängern ein öffentliches Betätigungsrecht gab, dem Heidentum ein heimliches zugestand, und einen selbstherrlichen König gab es in dem Freistaat nicht. Dadurch und durch die Eigengesetzlichkeit eines gut fundierten Staatswesens und einer uralten bewä hrten Sitte waren Island nach der ,,Bekehrung“ noch zwei Jahrhunderte verhältnismä ßig friedlicher und glücklicher Zeiten beschert. Dann aber ging es sturzartig bergab. In der heimlichen und unwahrhaftigen Atmosphäre, die nach der Annahme des Kompromisses mit dem Christentum herrschte, gedieh der Mensch aus einem Guss mit seiner Leib Seele Einheit, wovon Islands Heldenzeitalter uns so wundervolle Beispiele als letzten Gruß des gemordeten und geschändeten Heidentums bietet, immer schlechter. Diese Gattung starb aus. Die Menschen auf Island waren jetzt vor eine neue Aufgabe gestellt. Sie sollten eine fremde Lehre, eine fremde Sitte mit ihrer eingeborenen Art vereinbaren. Das war ein Ding der Unmöglichkeit, und so verloren diese Menschen nicht nur den alten Glauben und das alte Sittengefühl, sondern jeglichen Glauben und jegliches Sittengefühl. Der Wurm nagte unaufhaltsam an dem Gebälk, die Schlusskatastrophe war nur eine Frage der Zeit. Sie kam mit dem kraftvollen , aber sittlich entwurzelten, der Glaubensheimat verlustig gegangenen Sturlungengeschlecht. Der Bürgerkrieg in seiner schlimmsten Form war da und stieß die einst blühende Insel für Jahrhunderte ins Elend und in die völlige Bedeutungslosigkeit. Die Ironie des Schicksals wollte, daß der schon erwähnte Walter Baetke die Herausgabe und Übersetzung desjenigen Thulebandes vornehmen sollte, der den Untergang Islands zum Gegenstand der Schilderung hat. Unter dem Eindruck des Studiums dieser erschü tternden Katastrophe eines hochstehenden Staatswesens und Volkstums findet Baetke in der Einleitung zur Sturlungengeschichte nachstehende Worte: ,,In der Geschichte der Sturlungenzeit treten Züge von berechnender und kaltblütiger Grausamkeit in abstoßender Weise hervor.“
![]() Island
Islands Freistaat ging am Geist des Südens zugrunde. ,,Das Christentum, dieser Balsam für Orient und Altertum, aus dem es entstanden, dieses Gift für den Norden, in den es jetzt aber wucherte, zerstörte uns den eigenen Glauben und damit die eigene religiöse Uranlage“,schieb einmal Moeller van den Bruck. Zwischen dem Geist des Nordens und dem des Christentums, ganz gleich, ob es sich um die Idee des letzteren handelt oder der politisch-konfessionellen Gestaltwerdung ist keine Synthese möglich. Das lehrt um das traurige Schicksal Islands, wo die Christianisierung noch am gewaltloseste vor sich ging, Hell, strahlend steht der junge Freistaat und sein Menschentum am Rande der Kultur da; Nacht und Verzweiflung umgibt das Ende dieser letzten heidnisch- germanischen Kulturschöpfung: Ja, dem Untergang fehlt selbst der versöhnende Abschluß; es ist kein letzter Triumph der Ehre wie beim Untergang der Goten oder Sachsen. Zwischen diesem Aufgang und Untergang Islands aber steht die Mission. Die Sendboten aus dem Süden wirkten nur zerstörend und auflösend. Und waren die Bekehrer nordischen Blutes, war die Wirkung um so verderblicher, denn sie dienten einem Geist, den sie nie begreifen konnten. In ihrer inneren Verzweiflung, in dem dumpfen Gefühl eines Verrates an ihrer eigenen von Gott geschenkten Natur, haben sie oft am schlimmsten gewütet gegen alles, was nach Heidentum und Ketzerei aussah. Die nordischen ,,Christen“ mussten letzten Endes deshalb alles Heidnische auszurotten trachten, um einen stummen, aber eindringlichen Ankläger aus der Welt zu schaffen. Ihr Geschick und ihre unseligen Taten sollen uns eindringlich mahnen, endlich den Priesterirrsinn aus dem Norden zu verbannen und einsehen zu lernen, daß Sitte und Glauben niemals importiert werden können. Die nordische Rasse ist verloren, wenn sie nicht bald erkennt, dass auch die Quellen des Gotterlebens und des sittlichen Lebenswandels nur heilbringend im Norden fließen und dieselben sind, aus denen unsere heidnischen Vorfahren schöpften. Wir wollen keine Heiden aus Vorzeitschwärmerei sein, sondern aus der klaren Erkenntnis, daß wir nur mit dem heidnischen Erbe die Kraft gewinnen, die kommenden ,,Jahre der Entscheidung“ (Oswald Spengler)zu bestehen, und aus Liebe und Dankbarkeit zu unserer nordischen Heimat, der wir allein alles verdanken, was groß und ewig ist in der Geschichte unseres Volkes. ,,Norden verpflichtet . . . Süden ist Rückfall.
Die Menschen im Aufstieg haben den Zug zum Süden gegen sich. Aber sie überwinden diesen Zug. Süden wird Sünde! „
(Moeller van den Bruck)
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