Geschrieben von: W. Hopfner | |||
Vom Anblick unserer Erde, dem „Blauen Planeten“ hat jeder schon einmal gehört. Die Astronauten erfanden dieses Wort, als sie unsere Heimat das erste Mal von aussen sahen. Aber nicht erst seitdem ist die Farbe „Blau“ bei mehr als 40% unserer Menschen in Europa und den USA die Lieblingsfarbe, wie mehrere Umfragen u.a. auch des Allensbacher Instituts ergaben. Immer häufiger verwenden die Hersteller von Mineralwasserflaschen, Milchpackungen, Autolacken, Parfümflakons, Zigarettenschachteln und Verpackungen aller Art die Farbe Blau. Allen voran die Amerikaner. Pepsi Cola präsentierte kürzlich mit Millionenaufwand eines seiner merkwürdigen Getränke im neuen „Blue Look“, denn „Blau ist die Farbe der Zukunft“ verkündete Marketingdirektor Arnold Veraart die neue Richtung. Und IBM setzte auch auf diese Farbe und nannte seinen Super-Schachcomputer „Deep Blue“ – der russische Grossmeister Kasparow verlor gegen ihn.
Natürlich wollen die Japaner bei Blau nicht nachstehen. Zusammen mit einigen Australiern versuchen sie derzeit fieberhaft eine blaue Rosensorte zu züchten. Denn alle Farben haben die bislang 50 000 Rosensorten hervorgebracht, nur die Farbe Blau noch nicht. Ihre Kollegen von der Nelkenzucht waren da schon etwas erfolgreicher. Sie sind begeistert von der blauen Nelke, die nach zehn Jahren Forschung und rund 20 Millionen Mark Forschungsgeldern das Licht der Welt erblickte. Einer australischen Gen-Technologie-Firma war es gelungen die Farb-Gene blauer Petunien ins Erbgut weisser Nelken zu schleusen. Das hat dann etliche „Blaue“ gekostet. Woher kommt Blau?Blau kommt zwar in vielen Farbtönen, selten aber als greifbarer Farbstoff in der Natur vor. Allerdings belegen zahlreiche Funde, dass bereits die Ägypter, Kreter, Griechen, Römer und unsere eigenen Vorfahren leuchtendes Blau zum Färben von Stoffen verwendeten. Wir können das an dem herrlichen, fast 1800 Jahre alten „Thorsberger Prachtmantel“ sehen, einem Kleidungsstück aus der Zeit unserer Ahnen, das im Textilmuseum von Neumünster aufbewahrt wird. Gefärbt wurde mit blauen Beeren oder blauen Blütenblättern. Die gebräuchlichste Färberpflanze für Blau aber war im Mittelalter der „Färberwaid“. Jahrhundertelang lebten ganze Landstriche vom Anbau und Verkauf dieser Pflanze. Die Stadt Erfurt konnte 3192 n.St. (1392) ihre Universität aus den Steuern des Handels mit dieser Pflanze gründen. Als dann im 16. Jahrhundert die Portugiesen Indigo, die „indische Farbe“ aus dem Indigo-Strauch, über den Seeweg aus Indien brachten, versuchten einige deutsche Fürsten ihre heimischen Färberwaid-Anbauer zu schützen, indem sie die Verwendung von Indigo als einer „Teufelsfarbe“ verboten. Zu spät. Von über 300 thüringischen Färberwaid-Dörfern waren nur noch 30 übrig. Aber nichts währt ewig. Ende des vorigen Jahrhunderts, genau vor 100 Jahren, gelang es einer deutschen Chemiefirma, Indigo synthetisch herzustellen. Nicht ohne Ironie wurde die portugiesische Bezeichnung für Blau, „anil“ Bestandteil des Firmennamens: „Badische Anilin- und Sodafabrik“ nannten sich die findigen Schwaben – BASF. Jetzt erlebten die Indigo-Bauern in Indien und Java dasselbe Schicksal wie vorher die Färberwaid-Bauern in Deutschland. Albrecht Dürer verwendete gern eine andere blaue Farbe als die des Färberwaids: „Ultramarin“ heisst sie, hergestellt aus dem pulverisierten Halbedelstein Lapislazuli. Eine sehr teure Farbe, und Dürer klagte über den hohen Preis. Er gebrauchte sie nur für kleine Einzelheiten in seinen Bildern, bei grösseren Flächen trug er nur als letzten Malvorgang eine hauchdünne Farbschicht davon auf. Das tat auch Leonardo da Vinci bei seiner „Madonna in der Felsengrotte“, deren Auftraggeber ausdrücklich die Verwendung von Ultramarin für den weiten, blauen Mantel verlangte. Blau, blau, blau…Man kann nicht sagen, dass es nur wenige Blautöne gibt. Eine kleine Auswahl sei hier genannt: Aquamarinblau, Atlasblau, Bayrischblau, Blassblau, Chinablau, Dunkelblau, Eisblau, Enzianblau, Fayenceblau, Graublau, Grünblau, Heidelbeerblau, Himmelblau, Indigoblau, Indischblau, Jeansblau, Kachelblau, Kobaltblau, Königsblau, Kornblumenblau, Lapislazuliblau, Marineblau, Mattblau, Meerblau, Metallicblau, Lasurblau, Nachtblau, Porzellanblau, Perlmuttblau, Pflaumenblau, Preussischblau, Rauchblau, Saphirblau, Schmutzigblau, Silberblau, Taubenblau, Tintenblau, Trainblau, Türkisblau, Ultramarinblau, Veilchenblau, Venezianischblau, Vergissmeinnichtblau, Violettblau, Warmblau, Waschblau, Wasserblau, Weissblau, Wiwwelblau, Wolframblau, Wolkenblau, Zartblau…. Ganz bestimmte Wirkungen schreibt man blauen Dingen zu: Der blaue Farbstoff von Weintrauben soll die Sauerstoffzufuhr in unsere Körperzellen verbessern, die Blüten der blauen Kornblume locken besonders jene Insekten an, die blaue Farbtöne erkennen können. Die Männchen des „Bläulings“, eines kleinen Schmetterlings, schimmern beim Flug in der Sonne blau, obwohl sie überhaupt nicht blau gefärbt sind. Der Farbeindruck entsteht bei ihnen durch Lichtbrechung. Sie locken Weibchen an, indem sie etwas Besonderes vortäuschen, was garnicht vorhanden ist. Ein Prinzip, das den Damen wohl bekannt vorkommt… Keine andere Farbe spielt in unserem Leben eine so bedeutende Rolle wie Blau. „Farbtherapeuten“ empfehlen: Wenn Sie im Stress sind und sich entspannen wollen, probieren Sie einmal folgendes aus: Stellen Sie ein Glas mit Trinkwasser auf eine hellblaue Unterlage, und warten Sie fünf oder zehn Minuten. Wenn Sie dann das Wasser trinken, werden Sie ganz entspannt und beruhigt sein. Die Erklärung dafür soll darin liegen, dass das Wasser die „Energie“ der Farbe Blau aufgenommen hat. Blau aber steht für das Unbewusste, für seelische Tiefe, Sanftheit und Stille. Es ist die Farbe des Innenlebens, daher wirkt Blau besänftigend auf Personen, die zu aggressiv und ungeduldig sind. Was da nun wirkt – ob „blaue Energie“ oder der Glaube an sie – es sei dahingestellt. Auffällig ist allerdings, dass Blau in Mode gekommen ist. Warum ausgerechnet Blau? Für Esoteriker ist die Antwort klar: Blau ist die Farbe des gegenwärtigen „Wassermann-Zeitalters“. Eine Studie der Universität Köln sieht das allerdings ein wenig nüchterner. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Menschen sich gegenwärtig in einer „Endzeitstimmung“ befinden. Sie spüren, dass eine bestimmte Periode zu Ende geht – und in Endzeiten trägt und liebt man eben Blau. Was hat es mit dieser Farbe auf sich, warum fasziniert sie uns so? In Deutschland sprach man im 18. Jahrhundert von der „blauen Blume der Romantik“, als man sich mit besonders gemütstiefer Dichtung beschäftigte, und auch heute noch fühlen wir uns beruhigt, geborgen und sicher, wenn wir in das blaue Innere einer Kerze oder eines Kaminfeuers blicken.
„…weil es uns nach sich zieht“ – wer auf einer Wiese liegt und still in den blauen Himmel schaut, kann es fühlen. Dieses Blau lockt mit seiner unendlichen Weite, in der die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Freiheit und Glück zu liegen scheint – entführt den Geist in die Welt der Phantasie. Ähnlich ergeht es uns, wenn wir über das blaue Meer schauen. Das Blau des Himmels und des Meeres hat etwas Freundliches und Beruhigendes an sich, nichts ist zu sehen vom bedrückenden Grau eines drohenden Unwetters. Blau ist ein freundliches Licht, ein hoffnungbringendes Licht. Dieser Gedanke steckt in dem Grimmschen Märchen „Das blaue Licht“, das dem treuen Soldaten immer wieder das Leben rettet. Und heutzutage fahren Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei mit Blaulicht zur Unfallstelle. In den USA, Frankreich und einigen anderen Ländern gibt es statt des „Roten Kreuzes“ einen vergleichbaren Sanitätsdienst, der die „Hagal-Rune“, unser altes Heilszeichen, als Kennzeichen führt. Natürlich in Blau. Blau ist traditionell die Farbe der guten Geister und der beschützenden Kräfte. Aus diesem Grund werden Türen und Fensterrahmen seit altersher blau gestrichen. Man will damit die guten Geister auf sein Haus aufmerksam machen und die bösen Geister abschrecken. Ob das mit unserer tierischen Vergangenheit etwas zu tun hat? Tatsache ist, dass Raubtiere einen ausgeprägten Widerwillen gegen die Farbe Blau haben. Tiger sind nach Erkenntnissen des Instituts für Tierforschung in Bombay durch nichts zu bewegen, Beutetiere anzugreifen, die sich in einem Stall befinden, dessen Wände himmelblau gestrichen sind. Die andere SeiteNatürlich hat Blau auch eine zweite Seite. Goethe schrieb: „Wie Gelb die nächste Farbe am Licht, so ist Blau ein Schleier des Schwarzen. Man kann sagen, dass Blau immer etwas Dunkles mit sich führe.“ Als es noch grosse Sümpfe gab, erschreckten die blauen Irrlichter den einsamen Wanderer oder brachten ihn vom richtigen Weg ab, manchmal gar in den Tod. Auch das von den Seeleuten gefürchtete Elmsfeuer, das sich kurz vor dem Untergang über das ganze Schiff ergiesst, ist blau. Die natürlichen Ursachen beider Erscheinungen, brennendes Sumpfgas und Elektrizität, kannte man noch nicht. Übelwollende Berggeister erscheinen in den Märchen im blauen Licht und der Geist aus der Flasche entweicht als blauer Dunst. Trinkt man zuviel Alkohol, wird man blau, hat keine Lust zum Arbeiten und macht dann blau, oft geschieht das am blauen Montag. Kommt man dann im Blaumann nicht zur Arbeit und lässt die Firma sich das gefallen, hat man Glück und kommt noch einmal mit einem blauen Auge davon. Hat man Pech, kann man allerdings auch sein blaues Wunder erleben… Im rheinischen Karneval tritt seit einigen Jahren ein Büttenredner als „Abgeordneter der Blauen Partei“ auf und veräppelt die Bonner Politiker – Grund genug bieten sie ja das ganze Jahr über. Die Medien und Blau
Die Mode und BlauVerlassen wir die Verräter und kehren wir wieder zu Erfreulichem zurück. Selbstverständlich hat auch die Modewelt die Farbe Blau entdeckt. Das Schulmädchen auf der Strasse trägt ihr himmelblaues T – Hemd mit V-Ausschnitt, die Geschäftsfrau nimmt lieber den klassischen Zweiteiler in Blau fürs Büro. Wohin man schaut, überall strahlt es blau entgegen. Die hellblaue Welle hat ihr eben ihr Gutes: Jede Frau kann Blau tragen. Hellblau ist ein einziger Traum, zum Beispiel als „kleines Blaues“ auf sonnengebräunter Haut. Kombiniert mit Weiss wirkt die Himmelsfarbe noch frischer, noch strahlender. Welcher Blauton einer Frau steht, hängt unter anderem auch von ihrer Haarfarbe ab. Braunhaarigen steht Türkisblau sehr gut, Blonde sehen in Hellblau am besten aus, Schwarzhaarige können sich jeden Blauton leisten. Blau passt einfach zu allem, es entspannt, beruhigt, weckt Vertrauen, „kühlt“ unruhige Gesellen ab, und es macht gute Laune – falls der Himmel mal nicht so blau ist. Bevorzugt getragen wird Blau von schönen Frauen unserer Art. Wer kennt sie nicht, die Bilder aus der Regenbogenpresse: Claudia Schiffer in einer tintenblauen Chiffonrobe – wie eine Fee. Oder Madonna im himmelblauen Kostüm, von Goldschmuck veredelt, oder Prinzessin Lilly zu Schaumburg-Lippe im blassblauen Zweiteiler, oder Pamela Anderson in einem sommerlichen Hauch von verspieltem Hellblau – die Träger und das Schleifchen bändigen mühsam, was sich darunter verbirgt, oder Moderatorin Bärbel Schäfer, Ulknudel Esther Schweins, Schauspielkollegin Birgit Stein und, und, und… Blau ist aber auch die Farbe der Könige, die Farbe der Macht. Den männlichen Neugeborenen wünschen wir, dass sie einst Macht erlangen und deswegen ziehen wir ihnen – wohl unbewusst – blaue Jäckchen, Mützchen und Strampelhosen an. Und wenn sie später dann als Manager oder gar als Politiker tätig sind, haben sie eine merkwürdige Vorliebe für blaue Anzüge – mindestens einen „Mitternachtsblauen“ haben sie alle im Schrank. Die Farbe Blau gewährt, ohne dass uns das bewusst wird, Schutz, stärkt das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein. Natürlich tragen auch die First Ladies bevorzugt Blau. Karin Stoiber, Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten, im bodenlangen hellblauen Rock mit Spitzenbluse, Hillary Clinton in einem klassischen, fast schon braven Kostüm, Queen Elisabeth in dunkelblauer, etwas altmodisch wirkender Robe. Und zur „Schwanensee“ – Premiere in der Royal Albert Hall in London erschien die später so tragisch verunglückte Lady Diana im kurzen, himmelblauen Paillettenkleid. Traumhaft schön. Die göttliche FarbeSchon seit urdenklichen Zeiten ist Blau die Farbe der Götter. Marduk, der „Herr der Götter“ des alten Babylon trug ein blaues Gewand, übersät mit silbernen Sternen. Beim persischen Gott Mithras finden wir das wieder und im alten Ägypten war Blau die Farbe der lebensspendenden Nilgottheiten. Der Gott Chnum, der als „Hüter der Quellen des Nil“ über die lebenswichtigen Wassermassen wachte, sass auf einem blauen Thron, der Mantel der bedeutenden Göttin Isis war ebenfalls blau. In Indien werden verschiedene Gottheiten mit blauem Kopf oder blauer Haut dargestellt, ein in Blau gemalter Elefant gilt als Symbol der Erleuchtung. Der Zustand der Materie am Anfang der Welt wird im Hinduismus als „blaues Licht“ gedacht. Im Buddhismus Tibets ist Blau das Zentrum und der Ausgangspunkt aller Medidation und aller Symbolik – es bricht aus dem Herzen des erhabenen Gottes Vairocana, des „All-Durchstrahlenden“ hervor. Dieses göttliche blaue Licht gilt als die höchste spirituelle Essenz, die Urform allen Bewusstseins. Im Blau des Himmels vermuten wir nordisch germanischen Heiden den Sitz der Götter und guten Geister. Wie unsere Ahnen, siedeln wir sie zumindest in der Nähe des Himmelsblaus an, auf Bergen, wie dem Brocken im Harz, dem Odilienberg im Elsass, dem Staffelberg in Oberfranken, um nur einige wenige zu nennen. Frau Holle, die Himmelsmutter trägt einen weiten, blauen Mantel, und obwohl die meisten Maler der vergangenen Jahrhunderte, christlicher Zwänge wegen, unsere Göttin als jüdische Magd „Maria“ darstellen mussten – der weite blaue Mantel unsere Göttin ist auf allen Bildern zu sehen. In der Völsungensaga trägt Wotan, als er König Sigmund zu sich holt, einen blauen Mantel, und in der isländischen Geschichte von Hörd (Thule Bd. VIII) wird sein Mantel als blaugestreift bezeichnet – vielleicht Wolkenstreifen darstellend, so wie Sterne auf Marias Gewand auch auf den Himmel deuten. Da „Ruprecht“ ein Beiname von Odin ist, müsste der Weihnachtsmann an sich im blauen Mantel kommen – eine vielgedruckte Zeichnung aus dem letzten Jahrhundert hat ihm den roten Matel gegeben, allerdings noch mit verdeckender Kapuze, den Schlapphut nachahmend. Und an diesen weiten, blauen Mantel unserer germanischen Götter, an das Blau des Himmelszeltes soll ein anderes Tuch erinnern, ein blaues Tuch, das wir gelegentlich hissen, unter dem wir uns versammeln und auf dem unser Wahrzeichen, die Irminsul, zu sehen ist. Es ist die Fahne unserer Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft. Dr. Wielant Hopfner |