Wenn Du Deine germanische Seele noch nicht entdeckt hast und Du den Weg der Erinnerung gehen willst, so laß Dich von den Runen zurück zu Dir, zurück zu Deinen germanischen Ursprüngen leiten.

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Ich weiss, dass ich hing
am windigen Baum
neun Nächte lang,
mit dem Ger verwundet,
geweiht dem Odin,
ich selbst mir selbst,
an jenem Baum,
da jedem fremd,
aus welcher Wurzel er wächst.

2
Sie spendeten mir
nicht Speise noch Trank;
nieder neigt ich mich,
nahm auf die Runen,
nahm sie rufend auf;
nieder dann neigt ich mich.

3
Neun Hauptlieder
lernt ich vom hehren Bruder
der Bestla, dem Böthornsohn;
von Odrörir,
dem edelsten Met,
tat ich einen Trunk.

4
Zu wachsen begann ich
und wohl zu gedeihn,
weise ward ich da;
Wort mich von Wort
zu Wort führte,
Werk mich von Werk
zu Werk führte.

5
Nun sind Hars Reden
in seiner Halle gesagt,
gar rätlich Reckensöhnen,
nicht rätlich Riesensöhnen.
Heil, der sie wies!
Heil, der sie weiss!
Er wahre sie wohl!
Heil, die sie hörten!

Aus:”Odins Runenlied”, *1

Fehu: Vieh

Hüte und mehre Deinen Besitz,er gibt Dir Sicherheit und Unabhängigkeit.Doch ehre höherden verborgenen Wert in Deinem Inneren.

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Entdecke den heiligen Hort Deiner Ahnen in Dir,befreie ihnund teile den goldenen Schatz unter den Deinen.

Der wertvollste Besitz eines Volkes ist neben seiner Heimat sein Ahnengeist. Allegorisch ist dieser Ahnengeist das Rheingold, auf welchen der Drache Fafnir (Lüge, Täuschung, Habgier) sitzt und dem Volk den Zugang zu seinem Erbe versperrt. Nur einer kann das Gold befreien, der wahre heldische Wälsung (= Wahlsohn, der Sonnenheld und Drachentöter) mit der Schwertmacht (“ Notung”-aus der Not geboren=höhere Erkenntnis, aus der sich die Kraft des arteigenen religiösen Bewußtseins entfaltet,Symbol der schöpferischen Sonnenkraft) seines Wa(h)lvaters Wotan.

Dieses völkisch-religiöse Bewußtsein bringt letztendlich die unumstößliche Wahrheit, die alle Lügen und Fiktionen der Moderne überwinden wird. Fehu ist das Mysterium des Goldes, diese zu befreien ist die hervorragendste Aufgabe unserer Zeit; dem deutschen Volk den Zugang zu seinem germanischen Erbe und Weistum zu ermöglichen. Nur hier findet das Volk den beständigen und beglückenden Wert seiner Selbst und damit wirklichen Reichtum.

Fehu ist das reiche Volk, welches fest in seinem Urgrund verankert ist und jedem Weltensturm unerschütterlich entgegen treten kann.

Wehe dem, der die Kräfte dieser Rune mißbraucht, um seine egoistischen Ziele durchzusetzen, er wird den Fluch des Goldes erfahren. Nur bei dem, der sich nicht bereichern will, ist unser Erbe wirklich gut verwaltet.

Das Gold hatte bei den Germanen der Bronzezeit als Symbol der Sonne einen ideellen Wert. Es war ein Sinnbild ihres Reiches und des goldenen Zeitalters. Der in der germanischen Mythologie dargestellte “Fluch des Goldes” mag eine Anlehnung an jene Entwicklung im bronzezeitlichen Germanentums sein, als das Gold seinen kultischen Wert verlor und einzig zum materiellen Besitz wurde. Gleichzeitig erfuhr hier der germanische Mensch den Untergang des goldenen Zeitalters.

Den Zustand den wir zur Zeit erleben, ist der Gipfel des negativen Zustandes; die absolute globale Macht des Kapitals bei gleichzeitiger totalen Auflösung jeglicher gewachsenen Kultur und des Völkischen; also die Vernichtung all dessen, was das Menschsein bedeutet und uns unseren, über unser eigenes kurzes Leben hinausreichenden, unvergänglichen Wert und Sinn gibt. Darum ist der Mythos vom Drachen Fafnir, der aus Gier seinen Bruder und Vater erschlug, grimmig auf dem goldenen Hort liegt und uns den Zugang zu unserem Erbe versperrt, mehr denn je für unsere Zeit bezeichnend.

Uruz: Auerochse,Stier

Sei stark, bodenständig, wehrhaft und selbstbewußt.Richte Deinen Blick auf das Höhereund schöpfe so aus der Quelle der Urkraft.

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Heute ist der Auerochse ausgestorben, in der Bronze-und Eisenzeit zogen große Herden von ihm durch Norddeutschland 1. Hier finden wir einen Hinweis auf das tatsächliche Alter dieses Runensystems.

Der Auerochse ist ein Symbol für Erdverbundenheit mit gleichzeitigem Zugang zu höheren Kräften (Symbol der Hörner als Antennen für energetische Kräfte, die berühmten gehörnten Helme der Germanen wurden von ihnen bei kultischen Festen getragen und symbolisieren die schöpferischen Urkräfte des gehörnten Himmelsvater, den Urvater oder Urahn “Uranos”).

Der Auerochse ließ sich niemals vom Menschen domestizieren, es war immer ein freies, stolzes Tier, behielt seine Ursprünglichkeit und verteidigte tapfer und wehrhaft sein Revier 2. Uruz ist die Rune der starken Persönlichkeit mit einer großen Regenerationsfähigkeit.

Uruz steht sozusagen zwischen Himmel und Erde und schöpft aus diesen Gegensätzen die Kraft, die unverwundbar werden läßt. Sie ist das Symbol für die Eigenart des germanischen Menschen, der erdverbunden, kämpferisch und doch nie ganz von dieser Welt zu Höherem strebt, auf der ständigen Suche nach seinem verlorenen Paradies. Aus dieser Dichotomie heraus lassen sich die einmaligen und hervorragenden kulturellen Leistungen des germanischen Menschen erklären. Uruz ist also das Urtier, welches die germanische Seele symbolisiert. Betrachtet man die Entstehungsgeschichte des germanischen Volkes, nämlich die Verschmelzung der “Wanen” mit den “Asen”, so wird der Ursprung dieser widersprüchlichen Seelenmerkmale ersichtlich, die Goethes Faust so treffend ausdrückt: “Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust; die eine will sich von der anderen trennen. Die eine hält in derber Liebeslust, sich an die Welt mit klammernden Organen; die andere hebt gewaltsam sich vom Dunst zu den Gefilden hoher Ahnen.”

Uruz ist das “Ur”, der Anfang aller Dinge: die Ur-Kraft, die Ur-Energie, die Ur-Materie, die Ur- Sache, der Ur-Sprung, der Ur-Ahn usw.

Thurisaz: Riese,später(Angelsachsen) auch Dorn

Vertraue Deinem Willen und Deinem innerem Impuls,diene mit diesen Kräften der Schöpfung.Tue, was zu tun ist.

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Mit der Thurisaz-Rune ist nicht die Thorrune und das Symbol der Doppelaxt dargestellt, obwohl diese Rune kultisch von außerordentlicher Wichtigkeit

Wäre, und auch ich es persönlich sehr bedauere, daß die Doppelaxt als Rune nicht dargestellt ist. Ein Grund, weshalb so viele Autoren hier gerne Thors Doppelaxt gesehen hätten. Thorolf Wardle sieht in Thurisaz zwar die Thorrune, aber nicht die Rune der Doppelaxt, die er in Algiz zu sehen meint. Letzteres ist durchaus diskutierbar.

Ob diese Rune nun einen Dorn darstellen soll oder ein Beil, ist fraglich. Tatsächlich gibt es Macharten von steinzeitlichen Beilen, die dem Symbol der Thurisazrune sehr ähnlich sind. Jacob Grimm schreibt, daß die Riesen mit Hämmern geworfen hätten.1

Thurisaz ist die Rune der Riesen. Um die Bedeutung dieser Rune zu verstehen, muß man sich die Rolle der Riesen in der germanischen Mythologie genauer betrachten.

Im Schöpfungsmythos sind die Riesen die ersten Wesen, die aus dem leeren Raum, dem Ginnungagap und den in ihn hineindringenden Urelementen gezeugt worden sind. Ymir (der Rauschende) heißt der erste Riese; in ihm sind beiderlei Geschlecht vereinigt, von ihm stammen alle Riesen ab, und diese zeugen schließlich die Götter Odin, Wili, We. Buris Söhne töten dann Ymir, um aus dem toten Körper die Erde zu bilden und Ordnung in das Urchaos der Welt zu bringen; die Riesen werden in ein Gebiet außerhalb der gehegten Welt (Asgard und Midgard) verband oder haben ihren Wohnsitz in den Elemten, die sie darstellen. Von nun an gibt es Feindschaft zwischen den Göttern und dem Geschlecht der Riesen, die immer wieder versuchen, ihre eingeschränkte Macht zurückzugewinnen und wieder das Urchaos und die Macht der Urelemente über die Welt hereinbrechen zu lassen. Der Kampf der Götter, insbesondere der Kampf Thors gegen die Riesen, symbolisiert nichts anderes, als der Kampf der Ordnung gegen das Chaos. Darum ist Thor den Menschen auch beschützender Freund gegen die Urgewalten der Natur und gegen Unheil und Gefahr.

Thurisaz könnte in seiner Wirkung mit Hagalaz verwechselt werden. Thurisaz symbolisiert jedoch die rohe Gewalt, die von den Ordnungsmächten der Natur in Schach gehalten wird, während Hagalaz die Kräfte symbolisiert, die in der Materie wohnen und aus dieser freigesetzt werden. Hagalaz ist daher eine Rune, die auf verschiedene Energiezustände hinweist, die ihre Wirkung in der Welt unterschiedlich vollziehen; Hagel kann die Ernte vernichten, tut dieses jedoch äußerst selten, Hagel wird hingegen sehr schnell von seinem festen Zustand wieder in den Flüssigen versetzt, wechselt seine entropische Energie unmittelbar, wird wieder zu Wasser und dient der Fruchtbarkeit des Feldes.

Das Zusammentreffen von Hagalaz und Thurisaz ist ein äußerst ernster Zustand. Einen solchen Zustand würde ich zum Beispiel im Extremfall bei einem Reaktorunfall eines Atomkraftwerkes sehen, oder bei der Explosion einer Atombombe. Hier treffen rohe Gewalt und energetische Umwandlung auf absolut zerstörerische Weise zusammen.

Ich hoffe, daß jedem von uns die Kombination von Hagalaz und Thurisaz erspart bleibt, während das Antreffen der Runen für sich zwar Unannehmlichkeiten und auch Schmerzen bedeuten kann, aber niemals die Bedrohung unserer Existenz, solange die göttlichen Schutzmächte uns nicht verlassen. So kann die Kombination von Thurisaz und Nauthiz auf einen bedrohlichen Zustand hinweisen, der uns durch Gewalt entsteht. Das können die Gewalten der Natur sein, oder sie können auf einen Unfall hinweisen. Die Kraft von Hagalaz können wir Menschen durch tiefe Reife-und Transformationsprozeße nutzen lernen. Nauthiz zwingt uns durch seine Macht zur Wandlung, aber gegen die Macht von Thurisaz schützen uns nur die Götter; denn es gibt keine Verbindung zwischen Menschen und Riesen, nur zwischen Riesen und Göttern, und die Götter treten wieder mit uns in Verbindung.

Darum ist Thor als Gegenspieler der Riesen dem bäuerlichen Menschen verläßlicher Freund und Beschützer im Kampf gegen die Urgewalten der Natur.

Wenn in Thurisaz auch die Rune der Frauenqual zu sehen ist, so kann ich diese Rune sehr wohl mit den Schmerzen einer schweren Geburt in Verbindung bringen. Die Kräfte, die während der Geburt eines Kindes walten, lassen einen wirklich die gewaltigen Urkräfte nachvollziehen, welche die Gebärende ganz und gar erfassen, mit sich reißen in einen Zustand zwischen Leben und Tod, um schließlich doch das Leben siegen zu lassen. Einen Zustand, den weiter zu beschreiben ich mir erspare, der trotz aller Schmerzen mich so sehr beeindruckt hat, daß die Geburt meiner Kinder zu den überwältigsten und bewegensten Erlebnissen meines Lebens wurde.

Eine weitere Bedeutung der Thurisaz-Rune ist im Schlaf-und Todesdorn Wotans zu sehen, mit der er die ungehorsame Walküre in Schlaf versetzt, sie so dem irdischen Schicksal geweiht wird und sie den Weg der Entmachtung und Erniedrigung als ehemals weibliche (wanische) Gottheit, durch die Vorherrschaft des Mannes, gehen muß . Die Erweckung der Walküre durch den Helden basiert auf dem urindogermanischen Mythos des Erweckens der sich im Winterschlaf befindlichen Natur durch die Kraft der Sonne im Frühjahr.

Ansuz: Asengott,Wotansrune

Lausche der göttlichen Stimme in Dir, finde die Wahrheit und werde wahrhaftig.

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Gemeint ist der Geist Wotans, die Verständigung mit dem Göttlichen. Hier wird die Einheit zwischen menschlichem Bewußtsein und göttlichen Gedanken symbolisiert; auch im Sinne der platonischen Ideenlehre, wonach alle Gedanken Erinnerungen sind, die aus unserem göttlichen Ursprung kommen. Die Raben Huginn und Muninn (Gedanke und Erinnerung) als Begleiter Wotans zeigen die Wichtigkeit dieses Prinzips. Gedanken und Erinnerungen sind die ständigen Weggefährten in unserem Leben. Es wird deutlich, daß die marxsche These unhaltbar ist, wonach das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein bestimme.

Ansuz ist die uns vererbte Verbindung mit unseren Ursprüngen, unser sich konservativ vererbendes Ahnengedächtnis, welches tief in uns verankert ist und unabhängig von jedem Zeitgeist unser Bewußtsein bestimmt; vorausgesetzt, daß der Mensch die göttliche Stimme in sich wahrnehmen kann und die Kommunikation nicht durch andere vielfältige Mechanismen der Moderne gestört ist. In der jetzigen Zivilisation ist es wirklich möglich, daß das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein bestimmt, dann befinden wir uns zutiefst im Zustand der Entfremdung.

Ansuz symbolisiert auch einen Teil des Urgrundes, den die “Indogermanen” heute noch anhand des ihnen gemeinsamen Sprachstammes nachvollziehen können.

Durch das Ansuz-Prinzip sind wir in der Lage, ein tiefes uns angeborenes Verhältnis zur arteigenen Religiosität wiederzufinden, indem wir auf unsere innere Stimme hören.

Ansuz ist das Prinzip des völkischen Gedächtnisses, welches auch als morphisches Feld unserer Art bezeichnet werden kann. C.G. Jung hat Wotan als Archetypus der Deutschen bezeichnet.

Raidho: Ritt,Reise,(Sonnen)Rad(Wagen)

Lerne die Welt und ihre natürlichen Gesetze kennen, nach denen sich alles bewegt. Werde durch sie weise und gerecht.

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Raidho ist das Gesetz des Wirk-lichen und umschreibt die Reise von Gralssuchenden auf den Wegen der geistigen Welt unserer Vorfahren. Sie symbolisiert die Bewegung und Entwicklung nach den göttlichen Naturgesetzen, die im Sonnenradkult ausgedrückt werden. Damit kann Raidho auch als Rune des Schicksalsprinzips gesehen werden, als Vollendung der Lebensgesetze in und um uns. Nicht zuletzt spinnen die Nornen am Rad des Schicksals ihre Fäden.

Raidho beschreibt den Weg des Lebens, den der Mensch in einer feindlichen und fremden Umwelt zu durchreisen hat. Die Erfahrungen, die wir auf unserer Lebensreise sammeln, ermöglichen uns, unser Urteilsvermögen zu entwickeln und Weisheit zu erlangen. Immer wieder wird der Krieger getrieben, durch die feindliche Welt zu reiten, diese in all seinen Erscheinungsformen kennenzulernen und so Wissen und Urteilsvermögen zu erlangen, indem er die Gesetze des Lebens kennen und verstehen lernt.

Der Sonnenradkult steht in Verbindung mit der germanischen Rechtsprechung, die sich an den Naturgesetzen orientiert. Sie strebt den Ausgleich oder die Wiederherstellung des durch menschliche Tat wider den Naturgesetzen gestörten Gleichgewichtes an. Nur derjenige kann Recht sprechen, der genug von der Welt gesehen hat und sich nicht scheut, immer wieder in sie hinauszutreten. Die verwöhnten Sprößlinge einer dekadenten Wohlstandsgesellschaft sind nicht in der Lage, Recht zu sprechen, sie sind nur die Knechte Alberichs*2.

Auf rhytmischen Schwingungen beruht auch die Wirkung der morphischen Felder.

Darum ist Raidho als Rune des Rythmus und des Tanzes auch grundsätzlich die Rune des Kultes und seiner Wirkung auf diese Felder.

Ein kürzlich ausgegrabener Bohlenwege bei Hunteberg, der auf 4682 v.üblicher Zeitrechnung datiert wird, beweist, daß das Rad nicht, wie bisher angenommen, aus dem Orient nach Nordeuropa gekommen ist. Es läßt sich ableiten, daß unsere Vorfahren bereits in der Jungsteinzeit keine Jäger, Sammler und Normaden mehr waren, sondern in gut organisierten Siedlungen lebten. Der früheste Hinweis auf den Gebrauch von Rädern im Orient stammt aus der Zeit 2500 v.übl.Zeitr.

Kenaz: Fackel, Kienspan

Halte Deinen Geist, Deine Seele, Deinen Körper und Dein Blut rein, damit sich die schöpferische Kraft, die in Dir wohnt entfalten kann und auch für Deine Nachkommen erhalten bleibt.

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Kenaz ist das Symbol für Umwandlung jeder Art, ob diese im Inneren eines Menschen stattfindet in Form einer Erleuchtung oder diese sich auf der Ebenen der Umformung von Energie in Materie vollzieht. Auch das Feuer einer Idee und Erkenntnis, die in uns brennt und uns erleuchtet, ist hier gemeint.

In der Halle spendet die Fackel Licht und Sicherheit, die dunkle Nacht wird erhellt, der Mensch kann in seinem Schein kreativ tätig sein oder gesellig beisammen sitzen, um das heilige Nachtmahl einzunehmen. Kenaz ist die Idee, welche die dunkle Götternacht erhellt und im neuen Göttertag umgesetzt wird.

Auf jeden Fall ist hier ein schöpferischer Moment in Form von Lichtwerdung und Transformation versinnbildlicht. Die Kraft, die in diesem Vorgang steckt, beherrscht der Mensch und nutzt sie, um kreativ zu formen.

Kenaz ist das heilige Feuer des Herdes, an dem die Germanen ihr Ahnenopfer dargebracht haben, 1 und das heilige Feuer der Schmiede, das die göttliche Schaffenskraft symbolisiert 2. Kenaz ist auch das Feuer der Leidenschaft, das in uns brennt und uns zu verzehren droht. So versinnbildlicht Kenaz darüberhinaus die sexuelle Energie, die der Eingeweihte zu seiner Wandlung und Vollkommenheit nutzt. Auch diese Energie muß in geordneten Bahnen gehalten werden, damit sie nicht zur Entartung führt. Überlege sich jeder gut, mit welcher Seele und mit welchem Körper er sich vereine, denn es sind nicht nur die Körper, die sich vereinen, es ist nicht nur das genetische Material, welches ausgetauscht wird.

Kenaz mahnt uns, unseren Körper rein zu halten, denn alles, womit wir uns schaden und unsere Lebensenergie schwächt, geht auf unsere Nachkommen über.

Kaun-Rune: Geschwür

Eine andere Bedeutung von Kenaz ist im jüngeren Furthark in Form der Kaun-Rune zu finden, die statt der Kenaz-Rune im älteren Futhark jetzt den K-Laut vertritt. Geraten die Kenaz-Kräfte außer Kontrolle, mag Kenaz zum Geschwür werden, welches ungezügelt wächst und ein negatives Feuer (Wundbrand) verursacht. Die Zerstörung des Gesunden durch destruktive Energie, zu Gunsten des Entarteten, ist die Bedeutung der Kaun-Rune.

Gebo:Gabe

Sei großzügig und gebe, denn daran erkennt man Deinen Wert.
Doch auch das Zuviel verabscheuen die Götter, wie das Zuwenig.
Gib Dich dem Göttlichen und empfange seine Gaben.

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Gebo ist die Rune der “Gabe der Götter” an die Menschen und umgekehrt. Ein Verhältnis gegenseitigen Gebens und Nehmens herrscht zwischen Menschen und Göttern, zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Natur. Wer nicht gibt, dem wird nicht gegeben, der tritt aus dem so wichtigen Austausch heraus, entzieht sich jeden Wirkens und der Weiterentwicklung in der Welt.

Das Gebo-Prinzip kommt in dieser gegenseitigen Abhängigkeit von Geben und Empfangen voll zum Ausdruck. Wir leben durch unsere Götter, und sie leben durch uns. Auf dieser Ebene wird klar, daß der Artglauben den Menschen total einnimmt; der diese Wechselbeziehung eingegangene Mensch wird zu einem Teil des Göttlichen und erfährt die Gaben der Götter in all ihrem Reichtum und ihrer Faszination (aus Gebo geht Ingwaz und auch Othala hervor).

Wer sich öffnet und sich den Göttern zum Geschenk macht, erhält den unendlichen Reichtum unseres germanischen Erbes als Gegengabe und Verpflichtung, dieses Erbe zu pflegen und weiterzugeben.

So einfach ist dieses Mysterium in dem Gleichnis ausgedrückt, daß unsere Götter solange tot sind, solange wir nicht an sie glauben. Finden wir unseren Glauben an sie wieder, damit den Glauben an uns selbst, werden sie mit jedem einzelnen Menschen, der sich ihnen zuwendet, unendlich an Kraft gewinnen und damit das Germanentum seine eigentliche Renaissance erfahren.

“Gott ist tot”, stellte Nietzsche fest, …es leben unsere Götter und wecken den Übermenschen in uns!

Auch unser genetisches Material ist etwas, was uns von den Göttern als ewiges Geschenk und Verpflichtung gegeben wurde.

Das menschliche Chromosom hat mit seinen beiden Chromatiden weiblichen und männlichen Ursprunges die Form der Gebo-Rune. Auch in der geschlechtlichen Beziehung zwischen Mann und Frau wirkt das gegenseitige Verhältnis von Geben und Empfangen. In diesem Bündnis verschmelzen beide zu einem schöpferischen Ganzen. Ohne dem, was der eine gibt, ist der andere unvollständig. Der germanische Mensch wußte um dieses Mysterium, darum sah der Germane seine Frau als ihm ebenbürtig an. Er schätzte ihre weiblich-intuitive Geisteskraft, ihre Kreativität und ihre lebensspendende Liebesfähigkeit als höchste Werte und war sich der Tatsache bewußt, daß sie zusammen Teil des heiligen Lebenszyklus sind.

Die Frau hatte in der germanischen Gesellschaft ihren festen Platz als Mutter, Hüterin der Sippe, Heilerin, runenkundige Seherin und Priesterin und genoß in ihren Funktionen hohes Ansehen. Sie war dem germanischen Mann Kameradin in allen Lebenssituationen, wenn es sein mußte auch mit der Waffe in der Hand. In der germanischen Mythologie erscheint sie als weise und wissend, sie ist Gralshüterin und -Trägerin. Insbesondere im Gralsmythos fällt immer wieder auf, welchen hohen Stellenwert die Frau einst hatte. Der Mann erhöhte sich erst durch sie zum Helden oder König, ja sogar der Auf- und Untergang eines ganzen Reiches ist von der richtigen Verbindung zwischen Mann und Frau abhängig. Auch die Walküren wählen den Helden und küren den König. Die südländische Mißachtung und Erniedrigung des Weiblichen kam erst mit dem Christentum in unsere nordische Welt und erreichte ihren Gipfel in der systematischen Ausrottung germanischer wissender Frauen durch die Inquisition.

Vergeßt niemals Eure Ahnen, die zu Millionen als Hexen und Ketzer auf den Scheiterhaufen der christlichen Inquisition verbrannten!

Denkt daran, daß dieses inquisitorische Prinzip niemals überwunden wurde und heute noch wirkt. Es ist die Hand Alberichs, die immer noch und gerade heute versucht, das Germanentum auszurotten, unseren Ahnengeist zu vernichten, damit die Götterdämmerung zu seinen Gunsten zu vollenden und den nahenden Göttermorgen so zu verhindern.

Großzügigkeit ist eine germanische Königstugend. An dem, was wir Geben, erkennt man unseren Wert und die Gunst der Götter, die uns zuteil wird. Jede Gabe erfordert eine Gegengabe. Auch das ist Teil der göttlichen Gesetze, die es nicht zu übertreten gilt.

Die Opferriten waren Mittelpunkt der germanischen Religion. Sie stellten eine Initiation dar, welche die Verbindung zu den Göttern ermöglichte. Der germanische Mensch opferte nicht aus Angst, sondern aus Dankbarkeit und zum symbolischen Erhalt des natürlichen Gleichgewichts für empfangene und erwünschte Gaben.

Es ist oft eine kleine Gabe oder Geste, doch mit großer Wirkung, durch die wir dem Geächteten unsere Solidarität bekunden oder dem vielleicht zu Unrecht Ausgestoßenen den Weg zurück in die göttliche Gemeinschaft zeigen.

Gebo finden wir als Symbol der Gastfreundschaft im Gebälk von Fachwerkhäusern.

Wunjo: Wonne,Weide

Der Wunsch eröffnet die Welt des Willens. Wünsche Dir die Einheit, die Dich stark macht.

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Diese Rune umschreibt ausgewogene Energiezustände, die den vollkommenen Zustand der Harmonie erreicht haben. Gegensätze werden aufgehoben, es findet zusammen, was zusammen gehört; sei es aus Gleichheit oder aus Gegensätzlichkeit heraus.

Wunjo entsteht bei der Verschmelzung von Mann und Frau als Einheit, die sich aus Gegensätzlichkeit ergibt und uns beglückt. Freude ist aber auch da, wo Gegensätzlichkeit noch nicht entstanden ist und sich alles in ungestörter energieloser Ruhe befindet.

Wunjo wird offenbart, wo germanische Menschen sich in ihrem Urgrund vereint erleben (aus Laguz wird Wunjo). Sie ist die Rune der Seelenverwandtschaft, auf deren Grundlage germanische Menschen ihre fruchtbaren Beziehungen aufbauen sollten, und der man als verbindende Gemeinsamkeit Vertrauen schenken kann.

Wunjo ist dem beschert, der ohne große Kämpfe ein ausgegelichenes Leben führen darf und in Einheit mit dem Göttlichen lebt.

Wunjo ist der Wunsch, der am Anfang jeden Werdens steht und die Kräfte unseres Willens freisetzt. Er beinhaltet die Erinnerung an unser Urzentrum, in welcher der germanische Mensch in Einheit mit dem Göttlichen leben durfte und die er im tiefsten seiner Seele wieder anstrebt. Der Wunsch und der Wille sind die Kräfte, die uns den Weg zu unserer inneren und äußeren Harmonie und Vollkommenheit öffnen.

Friedlich weidete das Vieh auf den satten Wiesen unseres nordischen Reiches.


Anmerkungen

*1) Mich hat “Odins Runenlied” lange beschäftigt, allein aus der Tatsache heraus, daß geschrieben steht “ich weiß, daß ich hing, neun Nächte lang…” An dieser Stelle mußte ich mich fragen, warum gerade neun Nächte. Heute erkenne ich in diesen neun Nächten die neun Mondnächte, die ein Kind im Bauch seiner Mutter zum Reifen braucht und wie Odin endlich zur Erde fällt, also geboren wird – zu gedeihen und zu wachsen anfängt, Worte und Taten folgen läßt. Der windige Baum, an dem er hing, ist als Plazenta zu interpretieren. Eine Plazenta sieht mit seinem weit verzweigten Netz von Venen und Arterien tatsächlich aus wie ein Baum mit seinen Ästen, die Nabelschnur ist der Stamm, an dem das Kind zu hängen scheint. Darüber hinaus ist dieser Baum als Weltenbaum heute noch als Stammbaum anerkannt. Ein weiteres Prinzip können wir in diesem Gedicht erkennen, das Werden und Wachsen durch Wissen.

Wenn wir im Germanentum immer wieder eine Anlehnung an dieses Wotansopfer finden, ist hier ein Geburts-oder Wiedergeburtsakt zu erkennen (bitte nicht nur als umstrittener physischer Vorgang, sondern als Vorgang des Werdens), den später selbst die Christen für ihre Jesuskreuzigung herangezogen haben. Erstaunlich ist für mich immer wieder zu entdecken, wie die gesamte germanische Mythologie von einer Gesetzmäßigkeit durchdrungen ist, durch welche natürliche Prinzipien zu metaphysischen erhoben werden können, wir heute noch durch sie die Gesetze der Natur erkennen dürfen, die ehern walten und wirken. Eine durch und durch natürliche Religion, die sich uns nicht in einer archaisch primitiven Form begegnet, sondern vollendete Weltanschauung ist.